Erdäpfelbauern kämpfen für mehr Fairness beim Pflanzenschutz
An drei Standorten in der Bundeshauptstadt – am Heldenplatz sowie bei der Staatsoper und der Universität Wien – informierten gesternte beim „Aktionstag für gesunde Lebensmittel – Schützen wir unsere Erdäpfel“ rund 120 Bäuerinnen und Bauern über den einsetzenden Versorgungsengpass bei österreichischen Erdäpfeln im Handel. Symbolisch wurden die letzten Erdäpfel aus inländischer Produktion verteilt. „. Am Beispiel der Versorgungsknappheit mit heimischen Erdäpfeln muss indirekt die Gefahr einer zunehmenden Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland aufgezeigt werden“, erklärte dabei Bauernbund-Direktorin Klaudia Tanner.
Beweggrund der Verteilaktion war die Tatsache, dass im Vorjahr Hitze, Trockenheit und Drahtwurmbefall, kombiniert mit einer Einschränkung der Verwendung wirksamer Pflanzenschutzmittel, zu einem massiven Ernteeinbruch bei Speisekartoffeln geführt haben. So konnten von der Gesamternte 130.000 t nicht für Speisezwecke angeboten werden, mit dieser Menge hätten 2,4 Mio. Menschen ein Jahr lang versorgt werden können. Im April hat jetzt der Versorgungsengpass mit heimischen Erdäpfeln im Lebensmittelhandel eingesetzt, nun muss vermehrt Ware aus Ägypten, Frankreich und Zypern zum Verkauf angeboten werden. Zum Teil sind die ausländischen Kartoffeln unter Zuhilfenahme von Pflanzenschutzmitteln erzeugt worden, die in Österreich schon lange nicht mehr erlaubt sind.
„Wenn jetzt Ware aus dem Ausland zu uns kommt, muss sichergestellt werden, dass diese nach denselben hohen Produktionsstandards produziert wurde, wie sie auch von unseren Bauern verlangt werden“, forderte IGE-Obmann Franz Wanzenböck. Es könne nicht sein, „dass uns Betriebsmittel entzogen werden, die für die Produktion von Qualitätserdäpfeln nötig sind. Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, diese hochwertigen Produkte zu erzeugen, kommen sie aus dem Ausland, wo die Maßstäbe nicht so streng angelegt werden“, so Wanzenböck. Er verlangte „mehr Fairness und Verständnis, damit die österreichischen Konsumenten auch in Zukunft wieder die Versorgungssicherheit mit österreichischen Erdäpfeln genießen können“. Die IGE geht davon aus, dass ab Mai nur mehr vereinzelt österreichische Erdäpfel in den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels liegen werden. Lediglich einige Direktvermarkter werden noch heimische Ware anbieten können.
„Die Österreicher wünschen sich, dass sie von uns Bauern das ganze Jahr über mit gesunden heimischen Lebensmitteln versorgt werden. Die Entwicklungen der letzten Zeit haben uns gezeigt, dass Klimawandel und Schädlingsdruck – ohne wirksame Reaktionsmöglichkeiten – diese Versorgungssicherheit gefährden“, so Niederösterreichs Landwirtschaftskammerpräsident Johannes Schmuckenschlager. Während sich Konsumenten bei heimischen Qualitäten auf höchste, kontrollierte Standards verlassen können, müssten sie bei Importwaren Unsicherheiten in Bezug auf die tatsächlichen Produktionsbedingungen in Kauf nehmen. „Deshalb fordern wir faire Marktmechanismen für alle.“
„Sorgen wir gemeinsam dafür, dass wir in Zukunft nie mehr auf unsere gesunden, regionalen Erdäpfel verzichten müssen“, pflichtete der Spitzenkandidat des NÖ Bauernbundes für die EU-Wahl, Alexander Bernhuber, bei. „Ich fordere faire Bedingungen und Spielregeln für alle Produzentenländer, dafür werde ich mich auch auf europäischer Ebene in Brüssel einsetzen“, so Bernhuber. In Niederösterreich sind rund 4.000 Erdäpfelbauern und damit verbundene 40.000 Arbeitsplätze von wettbewerbsfähigen Produktionsbedingungen abhängig. Die Erdäpfelanbaufläche in diesem Bundesland beträgt rund 20.000 ha, somit werden 82% der österreichischen Kartoffeln hier angebaut.