Diskussion um Lösung für Betriebe ohne Liefervertrag
In Salzburg fand auf Einladung der LK Österreich ein weiterer Milchdialog statt. Erörtert wurde dabei vor allem auch die Situation jener Milchbauern, welche für die neue Liefersaison ab 1. April 2017 noch keinen Abnehmer haben, weil ihnen der bisherige Verarbeiter („Freie Milch Austria“) abhandengekommen ist. „Von ursprünglich 158 betroffenen Betrieben in den Bundesländern Nieder- und Oberösterreich sowie Salzburg konnten mittlerweile rund 100 einen Liefervertrag mit einer Molkerei eingehen. Die restlichen Betriebe befinden sich zum Teil noch in Verhandlungen mit potenziellen Abnehmern. Ich appelliere an die Landwirte und an die Genossenschaften, in dieser Frage konstruktiv aufeinander zuzugehen. Drohungen von bestimmten politischen Gruppierungen sind in dieser Situation nicht angebracht, weil es sich hier um wirtschaftliche Beziehungen auf freiwilliger Basis handelt.“ Dies erklärte der Vorsitzende des Milchausschusses der LK Österreich, Josef Moosbrugger, im Rahmen des überparteilichen Milchdialogs.
Neben den Vertretern der Milcherzeuger (LK-Funktionäre aller Fraktionen, Landesbäuerin, Bio Austria, ÖBV/via campesina, ARGE Heumilch, IG Milch) nahmen auch Repräsentanten der Molkereien und der Milchgenossenschaften (VÖM, MGN) sowie auch Vertreter aller politischen Parteien sowie des Landwirtschaftsministeriums am heutigen Milchdialog teil. Auf der Tagesordnung standen auch die Themen Tierhaltungsstandards, die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels sowie Maßnahmen zur Stärkung des Milchstandorts Österreich.
Bei den Tierhaltungsstandards kommt vermehrt Druck von Handelsketten, die noch höhere Standards als sie gesetzlich vorgeschrieben sind, bei den Bauern durchzusetzen wollen. Diese Frage gewinnt auch angesichts der derzeitigen Finalisierung des Tierschutzpakets 2017 an Brisanz. Beim heutigen Milchdialog wurde von den Stakeholdern klar zum Ausdruck gebracht, dass es sinnvoll sei, auf freiwilliger Basis für mehr Auslaufmöglichkeiten für Nutztiere (Weide) zu sorgen. Entsprechende Investitionen wurden befürwortet, gesetzliche Zwangsmaßnahen in diesem Zusammenhang wurden jedoch abgelehnt. Gleichzeitig wurde betont, dass Maßnahmen zur weiteren Verbesserung des Tierwohls einen Mehraufwand der bäuerlichen Betriebe voraussetzen und daher finanziell abgegolten werden müssen. Generell wurde darauf hingewiesen, dass in Österreich die Standards in der Tierhaltung im europäischen Vergleich bereits jetzt sehr hoch sind. Einig waren sich die Teilnehmer des Milchdialogs auch darüber, dass die Rolle des Tiergesundheitsdienstes (TGD) weiter aufgewertet werden sollte.
Zur Stärkung des Milchstandortes Österreich wurde einmal mehr festgehalten, dass hierzulande sowohl auf Ebene der Milchlieferanten als auch bei den Molkereien eine kleinbetriebliche Struktur vorherrscht. Daher sei es notwendig, die Kosteneffizienz weiter zu verbessern und in der Verarbeitung auf Innovationen sowie klare Produktdifferenzierung zu setzen, wurde betont. Moosbrugger hält hier eine gemeinsame Exportoffensive und entsprechende Investitionen für notwendig.
Im Zusammenhang mit der aktuellen Situation am Milchmarkt wurden von den Teilnehmern des Milchdialoges auch die laufenden Aktivitäten zur Verringerung der Anlieferung als sinnvoll bewertet. Durch die geförderte Milchreduktionsmaßnahme kam es in Österreich von Oktober bis Dezember 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu einer Mengenreduktion von etwa 20.000 t. Dass sich die Milchwirtschaft in ganz Europa jetzt endlich aus der Talsohle einer tiefen Krise herausbewege, dazu hätten diese Maßnahmen einen wertvollen Beitrag geleistet, wurde betont.