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Die Landflucht ist weiblich

„Die Bäuerinnen sind die tragenden Säulen für die landwirtschaftlichen Höfe, sie sind die Seele, aber häufig auch der Finanzchef der Familienbetriebe. Häufig sind sie Initiatorinnen und Umsetzerinnen neuer Ideen und Projekte, zusammen mit ihren Partnern treffen sie die wichtigsten Betriebsentscheidungen und stehen einer stetigen Weiterentwicklung sehr aufgeschlossen gegenüber“, erklärt Oberösterreichs Landesbäuerin Annemarie Brunner anlässlich des Weltfrauentages am 8. März. Ein intakter ländlicher Raum lebt von der Kreativität und dem Engagement von Frauen. Damit tragen sie wesentlich zu lebendigen Dorfgemeinschaften bei. Derzeit sind die Bäuerinnen am Land in den kommunalen und agrarischen Gremien noch nicht ausreichend vertreten. „Ich appelliere daher an die Bäuerinnen, sich aktiv in die Interessensvertretungen einzubringen und mitzuentscheiden“, so die Landesbäuerin.

Die Regelung zur erhöhten Ausgleichszulage ist aus Sicht der Bäuerinnen noch zu ergänzen, weil viele Frauen in der Landwirtschaft durch das Inkrafttreten der Bäuerinnenpension im Jahre 1992 die 30 Beitragsjahre nicht erbringen können und daher von dieser Maßnahme ausgeschlossen sind. „Ich unterstütze daher die Forderung der Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann, hier eine Angleichung zu erwirken“, so Brunner.

Studien und Umfragen zeigen es: Menschen lieben Geschichten und können nicht genug davon bekommen. Die Frauen in der Landwirtschaft nehmen dabei eine besondere Rolle ein: sie sind die zentrale Anlaufstelle zwischen Betrieb, Haushalt und Familie. „Die Bäuerinnen sind die authentischsten Botschafterinnen für die Familienbetriebe, von denen ein Großteil partnerschaftlich geführt und bereits rund 40% federführend von Frauen gemanagt wird. Dieser hohe Frauenanteil in der landwirtschaftlichen Produktion soll künftig verstärkt in der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, wenn das aktuelle, moderne Bild der Landwirtschaft gezeigt wird“, betont die Landesbäuerin.

Dem ländlichen Raum kommen in zunehmendem Maße die Frauen abhanden, vor allem in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen wurden in vielen Orten deutlich mehr junge Männer als Frauen gezählt. Wenn der jüngere und unternehmungslustigere Teil der Bevölkerung abwandert, ist es kein Wunder, wenn auf dem Land Pessimismus entsteht. „Ein intakter ländlicher Raum lebt daher vom Engagement der Frauen. Sie prägen und gestalten die neue Vielfalt“, so Brunner. Eine Möglichkeit, dem entgegen zu wirken, ist die Kinderbetreuung in den ländlichen Regionen auszubauen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. „Kinderbetreuung muss vor Ort stattfinden, ich stehe dabei auch gemeindeübergreifenden Projekten sehr positiv gegenüber um Strukturen und Synergien optimal zu nutzen“, so die Landesbäuerin.