Burgenland: Bruch zwischen Land und Kammer droht
Heftige Kritik übte der Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, Nikolaus Berlakovich, an der geplanten Kürzung der Kammermittel, wie sie die Landesregierung angekündigt hat. „Eine derartige radikale Verringerung würde die wichtigen Beratungstätigkeiten für die bäuerlichen Familienbetriebe und für den gesamten ländlichen Raum im Burgenland massiv beeinträchtigen“, warnte Berlakovich eindringlich. „Wenn es zu diesen Kürzungen kommt, sind bis zu 50 Arbeitsplätze von qualifizierten Beratern und Fachkräften gefährdet. Dann können die kompetente Beratung und die Serviceleistungen für die Landwirte nicht mehr aufrechterhalten werden“, gab der Präsident zu bedenken.
Der neue SPÖ-Landesparteivorsitzende Hans Peter Doskozil (Ende Februar soll er Hans Niessl als Landeshauptmann nachfolgen) hatte vergangene Woche sein Vorhaben bekräftigt, Fördermittel für die burgenländische Landwirtschaft nur noch zweckgebunden zu vergeben. Konkret will Doskozil nur die Bio-Landwirtschaft unterstützen. „Für diesen Weg muss die Landwirtschaftskammer ein Partner sein. Wenn sie das nicht will, dann ist sie auch für diesen Weg kein Partner“, erklärte Doskozil gegenüber der APA.
Anfang der Woche hat eine erste Verhandlungsrunde mit Agrarlandesrätin Verena Dunst (SPÖ) stattgefunden. Das Ergebnis des Gesprächs sei, dass mehr als 1 Mio. Euro – das sei die Hälfte der Landesmittel – der Landwirtschaftskammer gekürzt werden soll, berichtete Berlakovich. Die Kürzung werde noch größer, weil dadurch auch weniger Bundesmittel ausgelöst werden können. „Das ist ein massiver Einschnitt, ein Kahlschlag im ländlichen Raum“, zeigte sich Berlakovich betroffen. Die LK Burgenland befinde sich schon länger auf einem Sparkurs, sie habe in den vergangenen Jahren bereits um 11% weniger Mittel erhalten.
„Die geplanten Kürzungen würden nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer treffen, sondern auch die Bäuerinnen und Bauern, weil deren Beratungs- und Serviceleistungen nicht mehr aufrechterhalten werden könnten“, warnte der LK-Präsident. Als weitere Beispiele nannte er 350 Kurse in der Aus- und Weiterbildung (Facharbeiterkurse, Meisterkurse usw.). Letztendlich würden die radikalen Einschnitte „alle burgenländischen Konsumenten, die sich von gesunden regionalen Lebensmitteln ernähren wollen, zu spüren bekommen“, so Berlakovich. Er verwies dabei auf die Arbeit der Seminarbäuerinnen und auf Projekte wie „Schule am Bauernhof“, mit denen jährlich an die 8.000 Kinder über bäuerliche Landwirtschaft informiert werden.
„Wir stehen dem Vorhaben, den Bioanteil in unserem Bundesland weiter zu steigern, positiv gegenüber. Das Burgenland ist mit 31,8% Bioanteil im Ackerland Spitze in Österreich. Hier hat auch die Landwirtschaftskammer durch intensive Beratung einen wichtigen Beitrag geleistet. Was passiert aber mit den 80% der Betriebe, die nicht bio sind? Wer berät diese Betriebe, wenn nur mehr Bioberatung erfolgen soll?“, gab LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner zu bedenken. Auf die LK-Beratung seien im Übrigen auch andere Bevölkerungsschichten angewiesen, „zum Beispiel ein Arbeiter aus dem Nordburgenland, der seinen Grund verpachten will“.
Bisher habe die Zusammenarbeit zwischen Land und Landwirtschaftskammer gut funktioniert. Diese erfolgreiche und positive Arbeit müsse unbedingt fortgesetzt werden, unterstrich Berlakovich. „Es wurden mit dem Land weitere Verhandlungen vereinbart, das ist auch notwendig, denn der aktuelle Vorschlag der Landesregierung ist nicht akzeptabel“, betonte der LK-Präsident. Der aktuell gültige Leistungsvertrag zwischen Land und Kammer läuft noch bis Ende des Jahres.