Bundesforste: Fast die Hälfte der Ernte war Schadholz
Der Klimawandel hinterlässt auch in der heurigen Waldbilanz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) seine Spuren. Das Waldjahr 2017 war zum wiederholten Male geprägt von Wetterextremen wie Sturmtief „Herwart“ im Oktober – das allein auf ÖBf-Flächen rund 350.000 Festmeter (fm) Holz geworfen hat, Gewitterstürmen im Sommer und extremer Trockenheit im Osten des Landes. Das jüngste Schadereignis liegt erst wenige Tage zurück: In der Nacht von 11. zum 12. Dezember wurde der Föhnsturm „Yves“ zum Orkan mit Windspitzen bis zu 150 km/h und hat vor allem in Salzburg (Gasteinertal) und in der Steiermark (Raum Mürzsteg) neue Waldschäden angerichtet. „Der Klimawandel schreibt mit der heurigen Waldbilanz seine Geschichte fort. Fast die Hälfte der gesamten Holzernte war erneut Schadholz“, fasst ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager nüchtern zusammen.
„Doch haben wir gelernt, damit umzugehen. Der Klimawandel ist bei der Arbeit im Wald zum Alltag geworden. Mit rund 700.000 Erntefestmetern (Efm) ist der Schadholzanteil gegenüber dem Vorjahr (2016: 770.000 Efm) zwar leicht zurückgegangen, liegt mit 47% der jährlichen Holzerntemenge jedoch noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Infolge der extremen Trockenheit ist es vor allem in den nördlichen Landesteilen zu starkem Käferbefall gekommen. „Hier müssen wir handeln. Darum setzen wir verstärkt auf Waldpflege und Käfermonitoring“, so der ÖBf-Vorstand. Die Holzmenge werde keinerlei Auswirkungen auf den Markt haben, da sie in der jährlichen Holzerntemenge untergebracht werden könne. „Bis nächsten Frühling muss die Schadholzaufarbeitung jedoch weitgehend abgeschlossen sein, denn mit der Wärme kommt auch Österreichs größter Waldschädling – der Borkenkäfer“, unterstreicht Freidhager.
Rund ein Drittel des Käferholzes, zirka 80.000 fm, seien heuer allein im Waldviertel zu verzeichnen gewesen, wo gebietsweise extreme Trockenheit vorherrschte. „Insgesamt ist das Käferholz gegenüber dem Vorjahr (2016: 400.000 Efm) zwar zurückgegangen, liegt mit rund 300.000 fm jedoch auf einem anhaltend hohen Niveau“, gibt der ÖBf-Vorstand zu bedenken. Üblicherweise betrage der Schadholzanteil an der jährlichen Holzerntemenge nicht mehr als 30%.
Entsprechend hoch bleiben damit auch die Aufwendungen für Waldpflege. „Jeder in Käferprävention investierte Euro kommt doppelt zurück“, zeigt sich Freidhager überzeugt. Zum Monitoring des Borkenkäfers seien allein heuer rund 14.000 Fangbäume ausgelegt und 1.700 Schlitzfallen aufgestellt worden. „Von den 11 Mio. Euro, die wir 2017 insgesamt in die Waldpflege investiert haben, flossen allein 3,2 Mio. Euro in die Borkenkäferprävention. Hinzu kommen kostenintensive Maßnahmen zum Schutz der Jungpflanzen vor Wild und Weidevieh. Erstmals ist es hingegen gelungen, die Kosten für Aufforstungen zu senken. So sind die jährlichen Kosten für Bestandbegründungen 2017 erstmals um mehr als 20% von 3,0 Mio. Euro (2016) auf 2,3 Mio. Euro zurückgegangen“, erläutert Freidhager.
„Wir setzen gezielt auf die Förderung des natürlichen Nachwuchses“, betont der ÖBf-Vorstand weiter. „Die Jungbäume, die von selbst nachwachsen, sind perfekt an den jeweiligen Standort angepasst und am widerstandsfähigsten. Nur dort, wo die Kraft der Natur nicht ausreicht, müssen wir nachhelfen, etwa in Sturmwäldern, auf großen Kahlflächen oder im Schutzwald, wo es ohne menschliches Zutun jahrelang brauchen würde, bis der Wald wieder nachwächst.“
„Klimawandel und Temperaturanstieg werden Österreichs Waldbild in den nächsten Jahrzehnten verändern. In tiefen Lagen und im sommerwarmen Osten werden Laubwälder zunehmen, Nadelhölzer hingegen werden sich – ebenso wie ihre Schädlinge – in immer höhere Lagen ausbreiten. Zunehmende Trockenheit und Wetterextreme stellen eine weitere Belastung dar. Wir müssen unsere Wälder bereits heute dem Klimawandel anpassen und standortgerechte Pflanzen setzen“, blickt Freidhager voraus.
„So haben die Bundesforste 2017 rund 2,2 Mio. Jungbäume gepflanzt – neben Fichten und Lärchen verstärkt auch Tannen, Zirben sowie Douglasien. Die Douglasie ist nicht nur schnellwüchsig und ertragsstark, sondern vor allem trockenresistent und für niederschlagsärmere Regionen wie das Waldviertel gut geeignet. Wildobstbäume und Laubedelhölzer wie Bergahorn, Erlen oder Eichen runden das Artenspektrum ab. Naturnahe Waldbewirtschaftung und stabile, artenreiche Mischwälder sind der beste Schutz gegen den Klimawandel“, so Freidhager