Borkenkäfer-Lage in Oberösterreich weiter angespannt
Die Gefahr des Borkenkäferbefalls ist in Oberösterreichs Wäldern auch heuer wieder besonders hoch. Schon während der Wintermonate waren Forstleute damit beschäftigt, Fichten mit darin überwinternden Käfern aufzufinden, zu fällen und aus dem Wald zu bringen. Jetzt, wo die Temperaturen wieder steigen, beginnt der Borkenkäfer neuerlich auszuschwärmen. „Fichtenbestände im Auge zu behalten und befallene Bäume rechtzeitig zu entfernen, sind das Um und Auf. Zu den Borkenkäferschäden kommen Schadholzmengen durch die Stürme im Oktober 2018 und März 2019 sowie durch den Schneebruch im Jänner 2019. Die Lage in Oberösterreichs Wäldern ist also angespannt. Die Landwirtschaftskammer OÖ will in dieser Situation die heimischen Waldbesitzer mit Beratung und Information bestmöglich unterstützen“, betont LK OÖ-Präsident Franz Reisecker.
Die Schadholzmengen durch den Borkenkäfer sind in Oberösterreich mit 1,23 Mio. Festmeter bei einem Nadelholzeinschlag im Jahr 2018 von 2,84 Mio. fm enorm. Gleichzeitig konnte sich im Vorjahr vielerorts eine dritte überwinterungsfähige Käfergeneration entwickeln. Die fertig entwickelten Borkenkäfer überleben den Winter problemlos im Boden oder in der Baumrinde.
Derzeit befindet sich viel Sägerundholz am Markt und die Abfuhr aus dem Wald kann nur allmählich erfolgen. Im Wald lagerndes Käferschadholz stellt aber eine große Gefahr für gesunde Fichten dar. Unter der Rinde wachsen die Larven zu Käfern heran, die dann neuerlich gesunde Fichtenbestände in der Umgebung befallen. „Sollte eine rechtzeitige Abfuhr innerhalb der nächsten sechs bis acht Wochen nicht möglich sein, besteht die Gefahr, dass von diesem Holz neuerlich Borkenkäfer ausfliegen. In diesem Fall ist das Holz zuvor zu behandeln oder zumindest möglichst weit weg vom nächstgelegenen Waldrand zu lagern. Untersuchungen besagen, dass der Hauptaktionsradius der Käfer im Bereich von rund 500 m liegt. Vom Borkenkäfer befallene Energieholzhaufen sind umgehend zu verhacken und die Hackschnitzel auf Lager zu legen oder in den Wald zu verbringen“, plädiert Reisecker für eine rasche Aufarbeitung des Schadholzes.
Den Waldbesitzern wird empfohlen, ab April mindestens einmal wöchentlich Kontrollgänge durchzuführen. „Vor allem im Mai und im Hochsommer ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Die regelmäßige Kontrolle hilft, einen Neubefall schnell zu erkennen. Wird ein Käferbefall entdeckt, gilt es rasch zu handeln. Die geschädigten Bäume müssen gefällt und umgehend aus dem Wald entfernt werden. Nur so kann einem weiteren Befall vorgebeugt werden“, betont Reisecker.
Mit Unterstützung des Landesforstdienstes konnte durch die LK OÖ eine Anhebung der Förderung von Nasslagern auf 80% (vorher 35%) erreicht werden. „Dies ist ein wichtiger Anreiz, damit die sehr kostenintensiven und mit entsprechendem Risiko behafteten Nasslager auch tatsächlich errichtet werden. Nasslager sind aktuell notwendig, da die vorhandenen Holzmengen die Aufnahmefähigkeit in den verarbeitenden Betrieben deutlich übersteigen. Sie ermöglichen es, Holz über drei Jahre zu konservieren. Das geschieht durch Beregnung, wodurch weder Pflanzenschutzmittel notwendig sind noch andere ökologische Nachteile in Kauf genommen werden müssen“, spricht sich Reisecker für die Nasslager aus.
Die wichtigsten und gefährlichsten heimischen Borkenkäferarten sind die beiden Fichtenborkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher. Diese werden ab Mitte April aktiv und schwärmen aus. Aktuell verursacht vor allem der Buchdrucker große Schäden. Die Entwicklung vom Ei zum Käfer verläuft temperaturabhängig und dauert ungefähr sechs bis acht Wochen. Da in einem Jahr mehrere Käfergenerationen entstehen und die Elternkäfer auch sogenannte Geschwisterbruten anlegen, birgt der Borkenkäfer ein gewaltiges Vermehrungspotenzial.