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Bäuerlicher Jungunternehmertag macht Mut

Beim diesjährigen Bäuerlichen Jungunternehmertag der Landjugend Österreich in der HBLA Elmberg in Linz wurde wieder ausführlich über neueste Innovationen und Erkenntnisse in den Bereichen Betriebswirtschaft, Marketing, Lebensqualität und Hofübernahme diskutiert. Das interessierte junge Publikum zeigte sich begeistert von den Expertenausführungen. „Es ist erfrischend zu sehen, wie viele junge Menschen Interesse an unser aller Zukunft zeigen. Nur durch den stetigen Austausch sowie die offene Diskussion können wir unsere Zukunft und die der Landwirtschaft selbst in die Hand nehmen und mitgestalten“, unterstrich Martin Kubli vom  Landjugend-Bundesvorstandes.

Michael Schruef, Mitgründer von „myProduct.at“, dem nach eigenen Angaben größten heimischen Onlineshop für bäuerliche Produkte aus ganz Österreich, ging auf die Bedeutung und Chancen der fortschreitenden Digitalisierung für bäuerliche Direktvermarkter ein. „Speziell für landwirtschaftliche Betriebe, die Spezialitäten und Dienstleistungen anbieten, wird es künftig von enormer Bedeutung sein, dass ihre Angebote auch online abrufbar sind. Der moderne Konsument sucht heutzutage online nach Produkten und Dienstleistungen. Bin ich hier mit meinen Angeboten nicht sichtbar, so existiere ich de facto für den Kunden nicht“, rüttelte Schruef auf.

„Man muss sich etwas trauen“, dachten sich Helene Binder, Landjugend-Bundesleiterin-Stellvertreterin, und ihr Lebensgefährte Hannes Zeilinger, als sie die verpachteten Flächen seiner Eltern wieder zurückgenommen haben und 2014 in die Bio-Schafmilchproduktion eingestiegen sind. Trotz all der Hürden, die sie meistern mussten, sind sie fest davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Künftig wollen wir noch mehr auf Qualität achten und Betriebsabläufe optimieren. Wenn wir mit weniger Arbeitsaufwand mehr zusammenbringen, bleibt vielleicht noch Zeit für einen zweiten Betriebszweig, wie etwa die Pilzzucht“, erzählte Binder von ihren Visionen für den Hof.

Tipps für ein gelungenes Zusammenleben mehrerer Generationen kamen von Susanne Fischer und Erhard Reichsthaler, Experten der Bildungs- und Informationsinitiative „Lebensqualität Bauernhof“. „Wir erleben sehr oft, dass sich die Eltern oder Schwiegereltern verantwortlich fühlen für das Gelingen der Beziehung ihrer Kinder und alles Mögliche tun, um ein Scheitern zu verhindern. Dabei ist genau das ein Schritt in die falsche Richtung. Das Gelingen einer Partnerschaft hängt maßgeblich davon ab, ob eine Paarbeziehung Vorrang hat vor den Beziehungen zur Herkunftsfamilie – zu Vater, Mutter, Geschwistern. Wer sich im Erwachsenenalter noch nicht von den Eltern gelöst hat, wer sich noch immer versorgen lässt oder von deren Meinung und Wohlwollen abhängig ist, wird es schwer haben, ein neues Familiensystem zu gründen“, gaben Fischer und Reichsthaler zu bedenken.

Die verschiedensten Formen von Kooperationen und ihren Nutzen für die landwirtschaftlichen Betriebe erläuterte in anschaulicher Weise Gerald Biedermann von der Landwirtschaftskammer  Niederösterreich. „Bei betrieblichen Kooperationen darf es keine Verlierer geben. Die Partner müssen zusammenpassen und ähnliche Vorstellungen haben. Die Verantwortungsbereiche müssen klar geregelt und der Nutzen der Kooperation für alle Partner jederzeit ersichtlich sein. Ein Gemeinschaftsvertrag dient überdies der rechtlichen Absicherung“, betonte Biedermann.

„Junge Menschen können von den Chancen und dem Potenzial auf unseren heimischen landwirtschaftlichen Betrieben profitieren. Voraussetzungen dafür sind eine klar geregelte Hofnachfolge sowie ausreichend Zeit und Möglichkeiten, mit den Aufgaben zu wachsen“, brachte es Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, beim abschließenden „Round Table“ auf den Punkt.

Kooperationspartner der Veranstaltung waren das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, die Landwirtschaftskammer Österreich, das Lagerhaus, Fima Pöttinger, „Lebensqualität Bauernhof“, das Ökosoziale Forum und das Magazin „unserhof“.