Bäuerinnentagung über gelingenden Diskurs
Die 94 Bezirksbäuerinnen in Österreich setzen sich neben ihrer Arbeit auf den eigenen Betrieben – als Betriebsführerin, als Hausfrau und Mutter sowie in der Pflege von Familienmitgliedern – ehrenamtlich für die Belange der insgesamt rund 130.000 Frauen auf den österreichischen Bauernhöfen ein. Sie unterstützen ihre Landesbäuerin bei der Umsetzung wichtiger Themen und sind erste Ansprechpartnerinnen für die Ortsbäuerinnen in ihrem Bezirk. Darüber hinaus setzen sie sich immer öfter auch aktiv in der Gestaltung ihres Lebensumfeldes in Interessenvertretungen und auf kommunalpolitischer Ebene ein. „Sie ist engagiert“ – lautete daher nicht von ungefähr das Motto der diesjährigen Bundestagung der Bezirksbäuerinnen, die am 20. und 21. März im Schloss Seggau stattfand.
„Nach drei Jahren Pandemie, dem Krieg in der Ukraine, der Klimakrise und einer Teuerungswelle werden wir mit dieser Bundestagung unser Netzwerk verstärkt sichtbar und für uns wieder fühl- und erlebbar machen“, betonte Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger bei der Eröffnung.
Die Bundestagungen dienen der Vernetzung und der intensiven Arbeit an einem Thema, zu dem Meinungen eingeholt werden, denn die Frauen kennen das Leben auf den Höfen und in den Regionen. Die Tagung unterstützt dabei, Frauen für Politik zu interessieren und ihre Themen aufzugreifen – grundsätzlich aber, das Politikverständnis aller Teilnehmerinnen zu schärfen. „Es soll ein Aufgreifen und Vertiefen des Themas Bäuerinnen und Politik sein. Denn es braucht immer wieder das Innehalten, Reflektieren und dann Weitergehen. Persönlich, betrieblich und ganz besonders auch in einer Funktion“, spricht die Bundesbäuerin aus eigener Erfahrung. Die Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung hat diesbezüglich schon einiges bewirkt. Weitere zehn Organisationen, der Raiffeisenverband und der Maschinenring haben sich seit dem Jahr 2019 schriftlich dazu verpflichtet. Und bei den Landwirtschaftskammern hat sich der Frauenanteil in den Vollversammlungen auf 23% erhöht.
Sabine Kronberger, Chefredakteurin der Zeitschrift „Welt der Frauen“, betonte in ihrem Referat, wie bedeutend die „Sichtbarkeit“ von Funktionärinnen ist. „Nur wer sichtbar ist, findet auch statt.“ Jede Frau, die eine Funktion übernimmt, muss sich ihrer eigenen Botschaft, ihrer Ziele und ihrer Expertise klar sein. „Die Bäuerinnen sind eine starke, mutige und deutliche Stimme für die Frauen am Land. Dabei engagieren sie sich sozial, karitativ und ehrenamtlich. Ihre Energie ist ansteckend und ihre Tatkraft imponierend. Die Energie, die von der Bäuerinnenorganisation ausgeht, stärkt jeden, der mit ihr zu tun hat. Ihr Engagement für Frauen am Land ist beispielgebend“, so Kronberger abschließend.
„Die aktive Teilnahme von Frauen am gesellschaftlichen und politischen Leben erscheint 2023 notwendiger denn je. Es braucht Mut und Kraft, um Schritte hin zu einer Veränderung zu setzen“, ergänzte Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger.