Apfelernte heuer endlich wieder auf normalem Niveau
Die Erwerbsobstbauern der EU erwarten in diesem Jahr eine deutlich größere Apfelernte als im Vorjahr. Dies geht aus der aktuellen Schätzung hervor, welche die WAPA (World Apple and Pear Association) vor wenigen Tagen bei der Prognosfruit-Konferenz in Warschau präsentierte. Konkret wird heuer mit einer Apfelproduktion von insgesamt 12,61 Mio. t gerechnet, das entspricht einem Plus von 36% gegenüber dem Vorjahr und wäre eine Steigerung von 13% gegenüber dem Mittel der letzten drei Jahre. Bei Birnen wird in der EU mit 2,33 Mio. t auch eine sehr gute Ernte erwartet, die Spitzenmengen aus den Jahren 2014 und 2015 von 2,4 Mio. t werden aber deutlich verfehlt, berichtet die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn.
Die Dürre- und Hitzewelle in weiten Teilen Europas hatte bisher nur begrenzte Auswirkungen auf Menge und Qualität der Apfelernte. In einigen Ländern könnten jedoch die bei der Prognosfruit-Konferenz präsentierten Zahlen in den kommenden Wochen nach unten korrigiert werden. Experten hatten nach dem Ausfalljahr 2017 sogar zuerst mit einer EU-Menge von 13 Mio. t Äpfel gerechnet, diese Prognose wird aber durch eine schwache Befruchtung der Blüten, den starken Fruchtfall im Juni und die monatelange Trockenheit nicht eintreten.
Für Österreich beläuft sich die WAPA-Schätzung der Apfelernte 2018 auf rund 184.000 t. Dieser Wert bezieht sich jedoch nur auf die steirische Ernte (die knapp 80% der gesamtösterreichischen Ernte ausmacht), er liegt aber immerhin deutlich (+175%) über der katastrophal niedrigen Menge des Vorjahres, die aufgrund der schweren Spätfrostschäden nur 67.000 t ausmachte. Im Katastrophenjahr 2016 war die Ernte mit rund 40.000 t noch geringer. Im Vergleich mit dem Zehnjahresschnitt ergibt sich heuer eine Zunahme der Menge von rund 20%.
Die Anbauregionen in Westeuropa erwarten laut AMI heuer keine Spitzenernte, sondern beziffern diese durchaus als marktgerecht. Das Zünglein an der Waage stellt jedoch Polen, der größte Apfelproduzent der EU, dar. Das Land hat in diesem Jahr durch die Flächenausdehnung im Marktobstanbau und durch eine erhöhte Produktivität die bisherige Rekordmenge um rund 500.000 t auf 4,48 Mio. t Äpfel nach oben geschraubt. Das entspricht gegenüber dem Schnitt der Jahre 2015 bis 2017 einem Plus von 23%. In der Vergangenheit waren 60% der polnischen Exporte für die östlichen Nachbarländer vorgesehen. Durch die deutliche Angebotssteigerung werfen die polnischen Vermarkter auch ein Auge auf die Märkte in Westeuropa und versuchen gleichzeitig, mehr Märkte in Asien und Afrika zu öffnen. Dies könnte laut Experten den Wettbewerb zwischen den europäischen Anbauregionen verschärfen und in der Folge auf die Preise drücken.
Der zweitgrößte Apfelproduzent der EU ist Italien, das heuer eine Menge von rund 2,2 Mio. t erwartet, was gegenüber dem schwachen Vorjahr eine Steigerung um 29% und gegenüber dem Dreijahresschnitt eine Erhöhung um 5% bedeutet. Die französischen Erwerbsobstbauern rechnen mit einer Apfelmenge von 1,5 Mio. t (+5% gegenüber 2017), sie pflücken damit eine leicht unterdurchschnittliche Menge.
Die Prognose für die Apfelernte in Deutschland beläuft sich derzeit auf 990.000 t und würde somit das sehr schlechte Vorjahresergebnis um 66% und den Dreijahresschnitt um 14% übertreffen. Die deutschen Nachbarn können laut AMI ihren Bedarf an Äpfeln wieder weitgehend aus eigener Produktion decken. Zukäufe dürfte es nur bei Sorten geben, die nicht im Inland angebaut werden oder die in der auslaufenden Saison aus Übersee kommen.
Der WAPA-Prognose zufolge wird es im Herbst 2018 wieder ein reichlicheres Angebot an Industrieäpfeln geben. Der globale Markt für Apfelsaftkonzentrat dürfte durch die Produktionsausfälle in China (-30%) mehr EU-Ware als üblich aufnehmen