Almwirtschaft von Viehmangel bedroht
Über aktuelle Herausforderungen der heimischen Almwirtschaft mit Wetterkapriolen, Vegetationsveränderungen, längeren Bewirtschaftungsperioden, steigendem Viehbedarf und Personalmangel berichtete kürzlich LK- Österreich (LKÖ)-Präsident Josef Moosbrugger im Gespräch mit der APA.
Zu schaffen mache den Agrariern insbesondere die zunehmende Hitze und damit eine leichte Verschiebung bzw. Verlängerung der Saison mit früherem Almauftrieb, sagte Moosbrugger. Dadurch steige zwar der Futterertrag, auf der Kehrseite nehme aber der Bedarf an aufgetriebenem Vieh zu. Der Grund: Bei größerem Futterangebot werden die Almen weniger von den Tieren abgefressen und die Verbuschung nimmt zu. Ohne zusätzliches Vieh entsteht so ein Pflegebedarf auf den Weiden. Wird diese Arbeit nicht geleistet, droht die Gefahr, dass die Flächen zuwachsen. „Der höhere Futterertrag und das Steigen der Waldgrenze in Kombination mit der Abnahme des Viehs ist die Kernherausforderung, die wir zu bewältigen haben.“
Langfristig könne man nur so viele Weiden offenhalten, wie dafür Tiere vorhanden seien. Denn der wirtschaftliche Aufwand, der für die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen betrieben werden müsste, sei von den meisten Betrieben kaum zu stemmen. Problematisch ist laut Moosbrugger der immer größer werdende Personalmangel auf den Almen. Um Almhirt zu werden, bedürfe es eines besonderen Bezugs zur Viehwirtschaft. „Das ist durchaus eine besondere Arbeit. Der Komfort ist sehr überschaubar.“ In vielen Fällen scheitere es allerdings nicht nur an den verfügbaren Arbeitskräften, sondern auch an den Zusatzkosten für die Betriebe. Der Personalbedarf liege im Bereich von hunderten Arbeitskräften, eine genaue Zahl könne er nicht nennen.
Aktuell sind in der österreichischen Almwirtschaft rund 7.200 Hirtinnen und Hirten hauptberuflich tätig. Sie bewirtschaften gut 8.000 Almen auf einer Gesamtfläche, die laut Daten der Landwirtschaftskammer (LKÖ) rund 24% des österreichischen Grünlandes entspricht. Auf den Weiden grasen etwa 300.000 Rinder, die gut 55.000 t Milch produzieren. Zusätzlich halten die Almbauern etwa 13.700 Ziegen, 107.200 Schafe und 10.400 Pferde. In der Vergleichsperiode von 1993 bis 1996 zu 2016 bis 2019 ist der Futterertrag um 13,8% gestiegen, der Viehbesatz ist um etwa 18% zurückgegangen.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage der Höfe beschrieb Moosbrugger als schwierig. Wie der Rest der Branche kämpfe die Almwirtschaft mit den zuletzt gesunkenen Erzeugerpreisen bei gleichzeitig hohen Ausgaben. Mit den klimabedingten Umbrüchen könnte sich die Lage verschärfen, befürchtet der LKÖ-Präsident. Selbst wenn die Zeit der Bewirtschaftung deutlich länger werden sollte und dabei mehr Futter anfalle, werde die Almbewirtschaftung deswegen nicht automatisch attraktiver. Die zentrale Frage sei, ob man es schaffe, künftig den Tierbestand zu erhöhen.
Zur Wasserversorgung sagte Moosbrugger, dass diese aufgrund der jüngsten Niederschläge gesichert sei. Ob der zunehmenden Dürreperioden dürfte das Thema die Bäuerinnen und Bauern in Zukunft jedoch verstärkt beschäftigen. Notwendige Investitionen in Möglichkeiten zur Wasserversorgung bezeichnete er als „extreme finanzielle Herausforderung“.