Kieler Studie bestätigt Befürchtungen der Auftraggeber
„Die Maßnahmenvorschläge führen bei vollständiger Umsetzung zu einem erheblichen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion in der EU. Bei Getreide, Ölsaaten und Rindfleisch beträgt die Reduktion jeweils rund 20%. Damit gehen Preissteigerungen für Agrarprodukte in der EU einher, darunter fast 60% für Rindfleisch, 50% für Schweinefleisch, über 30% für Rohmilch sowie zwischen 10 und 20% für Obst und Gemüse, Ölsaaten und Getreide“, fasst Prof. Henning das Ergebnis zusammen. „Die prognostizierten Treibhausgas (THG) -Einsparungen durch eine Verringerung der EU-Agrarproduktion werden durch eine Erhöhung der Emissionen der Landwirtschaft außerhalb der EU sowie durch Landnutzungswandel in der EU vollständig zunichte gemacht“, gibt der Studienleiter zu bedenken. Die EU würde vom Nettoexporteur von Getreide und Rindfleisch zum Nettoimporteur mutieren und damit ihre Eigenversorgung schwächen.
Die Reaktionen von Agrarverbänden auf die neue Studie fallen sehr kritisch aus: „Wir teilen die Ziele der EU-Kommission zum Arten-, Gewässer- und Klimaschutz. Ebenso wichtig ist aber die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Aus Branchensicht ist es derzeit kaum vorstellbar, dass die Nahrungsmittelproduktion der EU schnell durch andere Länder ersetzt werden kann“, stellt Ludwig Striewe vom deutschen Bundesverband Agrarhandel fest.
„Die Studie schürt unsere Zweifel an den in der F2F-Strategie formulierten Einzelmaßnahmen. Aus unserer Sicht ist kaum vorstellbar, dass höhere Preise und ein reduziertes Angebot an heimischem Obst und Gemüse die Verbraucher animieren, sich ausgewogener zu ernähren“, erklärt Henning Ehlers, Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Raiffeisenverband. Er verweist auch auf massive Einschnitte für die vor- und nachgelagerten Sektoren: „Viele Betriebe werden das nicht verkraften.“
„Es liegt im ureigenen Interesse aller Landwirte, die Umwelt und das Klima zu schützen und sicherzustellen, dass auch die nachfolgenden Generationen die Betriebe fortführen und die Nachfrage nach heimischen Lebensmitteln decken können. Die hohen EU-Standards in der heimischen Erzeugung dürfen aber nicht durch Importe unterlaufen werden“, fordert Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes.