Wachsender Unmut bei deutschen Bauern
Die deutschen Bauern haben die Nase voll. Agrarpaket, Düngeverordnung, Klimagesetz, Insektenschutz, Glyphosatverbot – immer neue Auflagen und Forderungen. Viele Landwirte fühlen sich durch Politik, Gesellschaft und Medien stigmatisiert und an den Rand gedrängt.
Das neue Agrar-Umweltpaket stelle gerade für kleine, familiengeführte Betriebe ein Problem dar, schreibt Agrarheute. Es wird befürchtet, dass die Umsetzung der meisten politischen Forderungen das Höfesterben und den strukturellen Wandel in der Landwirtschaft erheblich beschleunigen könnte. Entgegen allen Beteuerungen von Gesellschaft und Politik. Gerade kleinere Betriebe seien meist überhaupt nicht in der Lage, die mit hohen zusätzlichen finanziellen Belastungen verbundenen Auflagen zu erfüllen.
In vielen Fällen kommen die Regelungen einer „kalten Enteignung“ gleich, kritisieren nicht wenige Landwirte das Geschehen. Grund: Die Flächen können nicht mehr nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewirtschaftet und genutzt werden. Und: Die Lebensmittelproduktion als zentrale Funktion der Landwirtschaft spielt bei der ganzen gesellschaftlichen Diskussion kaum noch eine Rolle. „Es muss sich wieder ein Bewusstsein entwickeln, dass Landwirte Lebensmittel produzieren“, sagt deshalb Landwirt Wagner.
Eine Antwort der Bauern auf die sich verdüsternden Zukunftsperspektiven war die Graswurzelbewegung der Grünen Kreuze. Ausgelöst durch das Agrarpaket formierte sich hier ein stiller Protest – organsiert durch den Landwirt und Agrarblogger Bauer Willi. Nach vorsichtigen Schätzungen haben sich 10.000 Landwirte daran beteiligt und Bevölkerung und Medien auf die problematische Situation aufmerksam gemacht. Geändert habe sich aber nichts. Jetzt ist ein Traktordemo geplant. Vorbild ist die Bauerndemo in den Niederlanden Sie hat zu intensiven gesellschaftlichen Debatten über die Rolle die Landwirtschaft und der Nahrungsmittelproduktion geführt.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) hatte bereits in der vorigen Woche sein Verständnis für etwaige Protestaktionen angekündigt. Vor dem Hintergrund der niederländischen Proteste sagte DVB-Präsident Joachim Rukwied: „Wir schließen nicht aus, dass auch deutsche Bauern ihren aufgestauten Unmut in dieser Form ausdrücken. Sofern solche Proteste gewaltfrei bleiben, würden wir diese auch unterstützen“. Allerdings wirbt Rukwied ausdrücklich für einen Dialog mit der Gesellschaft.
Auch die Initiatoren der Grüne-Kreuze-Bewegung äußern sich bislang eher skeptisch. So befürchtet Agrarblogger Bauer Willi, dass „Aktionen wie in den Niederlanden zwar bei den Berufskollegen gut ankommen, aber für den Normalbürger unverständlich sind und gewonnene Sympathien verspielen.“ Er ergänzt: „Wir verfolgen weiterhin unsere Linie des Dialogs. In einer klaren und unmissverständlichen Sprache, basierend auf Fakten und Argumenten.“