EU-Kommission spricht für Moosbrugger „mit gespaltener Zunge“
Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, übt scharfe Kritik an der EU-Kommission, die wiederholt europäische Autoexporte mit Lebensmittelimporten aus Nord- und Südamerika absichern möchte. „Anstatt zu versuchen, Perspektiven für die angesichts des drohenden Brexits ohnehin in Bedrängnis geratene europäische Rinderwirtschaft zu schaffen, scheint alle Energie in den Abschluss verschiedenster Handelsabkommen mit Übersee zu fließen. Auch wenn der nun mit der EU-Kommission vereinbarte und von US-Präsident Donald Trump medienwirksam abgefeierte Rindfleischdeal keine höheren Importe, sondern nur eine andere Quotenverteilung unter bestimmten Ländern vorsieht, sehen wir all das sehr kritisch“, betont Moosbrugger.
„Weder die Einfuhren aus dem Mercosur-Raum noch jene aus den USA stehen für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und unsere bäuerliche, hochqualitative Landwirtschaft“, unterstreicht Moosbrugger. „Alle Erwartungen, die die Brüsseler Politik an die europäischen Bäuerinnen und Bauern stellt, ignoriert sie mit diesen Abkommen. Wir empfinden es als puren Hohn, dass die EU-Kommission den Mitgliedstaaten – etwa bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – großmächtig ökologische Ziele wie Klima- und Biodiversitätsschutz vorschreibt, bei den eigenen Entscheidungen jedoch vollkommen andere Interessen verfolgt. Scheinbar spricht die EU-Kommission mit gespaltener Zunge“, kritisiert Moosbrugger im Hinblick auf verschiedenste Handelspläne mit Übersee.
„Wir finden es gut und wichtig, dass der Schutz unserer natürlichen Ressourcen eine wichtige Stellung in der europäischen Agrarpolitik einnimmt. Es kann jedoch nicht sein, dass die Standards einseitig für unsere Bäuerinnen und Bauern in die Höhe geschraubt werden und gleichzeitig in hohem Maße Lebensmittel aus Nord- und Südamerika hereinkommen, für die all das nicht gilt“, ärgert sich der LKÖ-Präsident. Außerdem bedeuten Einfuhren Transporte und diese wiederum klimaschädliche Treibhausgas-Emissionen. Während ein Kilogramm österreichisches Rindfleisch einer Studie zufolge für 14,2 kg CO2 steht, verursacht brasilianisches 80 kg CO2.
„Die EU-Kommission ist dringend aufgefordert, darzustellen, welche Perspektiven sie für die europäische und österreichische Rinderhaltung vorsieht. Gerade ein grünlandorientiertes Land wie Österreich braucht seine Kühe zur Offenhaltung der Landschaft und für die Pflege alpiner Gebiete, wo andere Formen der Landwirtschaft nicht möglich sind. Allein deswegen gilt es, dafür Sorge zu tragen, diesen wichtigen Sektor zu erhalten“, betont Moosbrugger, der die EU-Kommission zu konkreten Vorschlägen auffordert.