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Schmiedtbauer will Solidaritätsfonds für Klimaschäden im Forst

Durch nachhaltigeren Konsum, gezielte internationale Zusammenarbeit, bessere Informationen und eine Neuausrichtung von Finanzmitteln will die EU-Kommission die Gesundheit der bestehenden Wälder rund um den Planeten schützen und die Dichte der Flächen erhöhen, die von nachhaltigen Wäldern mit großer biologischer Vielfalt bewachsen sind.

Wälder beherbergen 80% der Artenvielfalt an Landlebewesen. Sie bilden die Existenzgrundlage von rund einem Viertel der Weltbevölkerung und sind für die Bekämpfung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung. „Wir werden unsere Klimaziele nicht erreichen, ohne die Wälder der Welt zu schützen. Zwar befinden sich die größten Primärwälder nicht im Hoheitsgebiet der EU, jedoch wirken sich die Handlungen jedes Einzelnen von uns und unsere politischen Entscheidungen erheblich darauf aus“, gab Frans Timmermans, Erster Vizepräsident der Kommission, zu bedenken.

Die Kommission hat fünf Prioritäten festgelegt. Dazu zählen die Verringerung des Flächenfußabdrucks der EU sowie die Förderung des Verbrauchs von Erzeugnissen aus entwaldungsfreien Lieferketten innerhalb ihrer Mitgliedstaaten, des Weiteren die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Erzeugerländern zur Verringerung des Drucks auf die Wälder und zur Sicherung der Entwicklungszusammenarbeit der EU gegen Entwaldung sowie die Stärkung der internationalen Kooperationen, um Entwaldung und Waldschädigung zu stoppen und die Wiederherstellung der Wälder zu fördern. Ferner wurde die Neuausrichtung der Finanzierung zur Unterstützung nachhaltigerer Landnutzungspraktiken, die Bereitstellung qualitativer Informationen über Wälder und Rohstofflieferketten sowie die Unterstützung von Forschung und Innovation beschlossen.

Konkrete Umsetzungsmaßnahmen betreffen unter anderem strengere Zertifizierungsregelungen für entwaldungsfreie Erzeugnisse und die Bewertung gesetzgeberischer Maßnahmen auf Nachfrageseite. In der Kooperation mit Partnerländern soll dafür Sorge getragen werden, dass die EU-Politik nicht zur Entwaldung und Waldschädigung beiträgt. Mit Unterstützung aus Brüssel sollen diese Staaten umfassende nationale Schutzrahmen für Wälder entwickeln sowie die nachhaltige Nutzung und die Nachhaltigkeit der forstbasierten Wertschöpfungsketten verbessern. Weiters will die Kommission dafür sorgen, dass die von der EU ausgehandelten Handelsabkommen zum verantwortungsvollen und nachhaltigen Management globaler Lieferketten beitragen sowie den Handel mit land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen, die nicht zu Entwaldung oder Waldschädigung führen, fördern. Für Kleinbauern sollen zudem Anreizmechanismen entwickelt werden, um Ökosystemdienstleistungen zu erhalten und zu verbessern sowie eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft zu fördern.

Die Einrichtung einer EU-Beobachtungsstelle für Entwaldung und Waldschädigung soll die Veränderungen der weltweiten Bewaldung und der damit verbundenen Faktoren überwachen. Öffentliche Einrichtungen, Verbraucher und Unternehmen sollen damit einen besseren Zugang zu Informationen über die Lieferketten erhalten und ermutigt werden, stärker auf Nachhaltigkeit zu achten.

Die Kommission wird schließlich die Neuausrichtung öffentlicher und privater Finanzmittel in den Mittelpunkt stellen, um Anreize für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und nachhaltige, forstbasierte Wertschöpfungsketten sowie für die Erhaltung bestehender und die nachhaltige Sanierung zusätzlicher Waldflächen zu schaffen.

Die ÖVP-Europaabgeordnete Simone Schmiedtbauer begrüßte die Initiative der EU-Kommission zum Schutz und zur Wiederherstellung der globalen Waldbestände, doch vermisst mehr konkrete Aktionen. „Wir brauchen dringend eine neue, umfassende Forststrategie für die EU – die aktuelle stammt aus dem Jahr 2013 und hat einen Zielhorizont 2020. Denn Europas Wälder sind im Klimastress: In Mitteleuropa sehen wir, dass die Klimaverschlechterung den Zustand des Waldes verändert und neue Gefahren mit sich bringt.“ In vielen Regionen seien ganze Landstriche vom Borkenkäfer befallen, enorme Schadholzmengen seien die Folge. Das könnten die Waldbesitzer nicht mehr alleine stemmen. „Daher fordere ich einen Solidaritätsfonds zur Abschwächung der Auswirkungen von Klimawandel-Folgeschäden in der Forstwirtschaft. Das muss bei den Verhandlungen für das langfristige EU-Budget 2021-2027 durchgesetzt werden“, so Schmiedtbauer.