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Kreativ am Traktor

Jungbauer Arnold Hiess hat einen Traum, nämlich den vom Bestsellerautor. Sein erster
historischer Roman spielt im Paris vor gut 300 Jahren. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet Hiess mit am elterlichen Hof, den er später einmal übernehmen will.
BLICK INS LAND: Ihr Heimatdorf im Waldviertel zählt genau 111 Einwohner. Ist es da notwendig, sich manchmal in die weite Welt hinausträumen?
Hiess: Klar. Überhaupt, wenn einem Paris gefällt und die Geschichte Frankreichs interessiert, muss man sich manchmal ein bisschen hinausträumen.
Von Voitsschlag bis an die Seine ist es weit. Wie kommt man überhaupt auf die Idee, einen historischen Roman über Frankreich am Ende der Neuzeit zu schreiben?
Weil mich Geschichte stets fasziniert hat, besonders die Französische, aber auch die Englische.
Dazu braucht man doch viel Hintergrundwissen. Bekommt man das in der Landwirtschaftsschule mit?
Sicher nicht (lacht). Während meiner Schulzeit hat mich das Thema aber ehrlicherweise auch noch gar nicht so sehr interessiert.
Woher stammt also Ihre Detailkenntnis?
Früher war ich oft in Bibliotheken. Mittlerweile hilft einem Google viel weiter. Grundsätzlich kann in meinem Buch natürlich nicht alles korrekt sein. Von uns ist ja damals keiner dabei gewesen. Ich denke aber schon, dass ich die Geschichte über den Meisterdieb Cartouche großteils stimmig geschrieben habe.
Auch das Waldviertel ist reich an Historie. Und einen berühmten Räuberhauptmann gibt’s hier auch. Wäre Johann Georg Grasl kein lohnendes Objekt?
Absolut. Ich kenne seine Geschichte. Im Moment bin ich aber ohnehin eingedeckt mit Stoffen. Sobald man einen Verlag hat, muss man sowieso schreiben, schreiben, schreiben. Sonst verpufft das alles schnell wieder. Mein erstes Buch war auf der Frankfurter Buchmesse am Start. Das zweite Buch soll im März zur Leipziger Buchmesse veröffentlicht werden. Dann habe ich noch einen Thriller in der Schublade. Und auch einige andere Idee, zum Beispiel für Fantasygeschichten, geistern in meinem Kopf herum.
Wie fängt man denn an zu Schreiben? Erst mit Kurzgeschichten oder gleich mit einem ganzen Buch?
Schon als ich klein war habe ich Bilder gemalt und dazu Texte geschrieben; meist kleinere Geschichten im Umfang von zehn bis zwanzig Seiten. Das habe ich im Laufe der Zeit ausgebaut.  Die ersten Entwürfe sind aber alle im Papierkorb gelandet. Als ich mit dem Roman angefangen habe, war mir aber bald klar, dass ich das vom Anfang bis zum Ende durchziehen werde.
Wie hat Ihr Umfeld reagiert? Wird man nicht ein bisschen komisch angeschaut, wenn man als Bauernbub Schriftsteller werden will?
Das ist in jedem Fall richtig. Ich bin schon manchmal „anders“ angeschaut worden, wenn ich  gesagt habe, dass ich ein Buch schreibe. Dafür haben mich meine Eltern sehr unterstützt. Mein Vater hat selber Gedichte geschrieben, die er aber nie veröffentlicht hat.
Bleibt auf einem 100 Hektar-Betrieb überhaupt ausreichend Zeit fürs Schreiben?
Auf jeden Fall. Ich habe meistens in der Nacht geschrieben. Untertags während der Arbeit am Hof
habe ich darüber nachgedacht, wie die Geschichte weitergehen wird und alles, was mir eingefallen ist, auf Zetteln aufgeschrieben, damit ich es in der Nacht abtippen kann.
Bei welcher Tätigkeit kommen Ihnen die besten Ideen?

Bei Traktorfahren. Da bleibt viel Zeit zum Denken. Aber auch beim Laufen kommen mir stets neue Ideen.

Was tun Sie, wenn sich der ganz große Erfolg einstellt? Weiterhin auch Bauer bleiben?
Natürlich wäre es toll, wenn ich die Schriftstellerei zum Beruf machen könnte. Den Ackerbau will
ich aber in jedem Fall weiterführen. Nur mit den Tieren könnte es vielleicht eng werden.
Interview: Stefan Nimmervoll
 
Arnold Hiess, 29, hat die LFS Edelhof bei Zwettl absolviert. Seine Familie bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb mit knapp 100 Hektar Fläche. Am Hof werden auch Rinder gemästet und Eier direkt vermarktet. Den Hof will Hiess einmal übernehmen.