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Weinjahr 2018: Penible Selektion war nötig

Die früheste Weinlese der weinbaulichen Neuzeit übertraf mit 2,75 Mio. hl das mengenmäßig überdurchschnittliche Jahr 2017 noch einmal, wobei erneut Weine sehr guter bis ausgezeichneter Qualität möglich sind, wie die Österreich Wein Marketing GmbH mitteilt.

Nach einem warmen Jänner waren der Februar und der März sehr kühl, was einen späten Austrieb der Reben zur Folge hatte. Nicht zuletzt deshalb blieben die in den Vorjahren aufgetretenen Spätfrostschäden diesmal glücklicherweise aus. Das zweitwärmste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen führte zu einer enorm frühen Blüte im Mai. Dieser Vegetationsvorsprung blieb über den gesamten heißen und auch sehr trockenen Sommer erhalten. Ebendas führte vor allem in Terrassenlagen und Jungweingärten, die nicht bewässert werden konnten, zu einer erheblichen Stressbelastung. Dieser Witterungsverlauf führte in der Folge auch zur frühesten Lese aller Zeiten. Gleich zu Beginn des meteorologischen Herbstes hatten zahlreiche Weinbaugebiete relativ ergiebige Niederschläge zu verzeichnen, die den Winzern insbesondere entlang der Donau und in der Steiermark Sorgen bereiteten. Glücklicherweise verliefen der restliche September und der Oktober zum Großteil mild und sonnig, sodass die Lese zügig voranschreiten konnte. Manche Winzer entschieden sich angesichts der Temperaturen und des September-Regens für eine sehr frühzeitige Ernte, während andere noch zuwarteten. In beiden Fällen musste jedoch dort, wo frühzeitig Botrytis entstanden war, penibel selektioniert werden, was etwa in vielen niederösterreichischen Riesling-Lagen zu deutlichen Ernteeinbußen führte.

Generell betrachtet besitzen die 2018er-Weißweine hohe Reife, die Mostgewichte bewegen sich im Bereich wie 2017 oder liegen sogar ein wenig darüber, auch sonst sind gewisse Parallelen zum Vorjahr oder auch zum ähnlich gearteten Jahrgang 2015 nicht zu übersehen. Bereits jetzt kann erfreulicherweise prognostiziert werden, dass die großen Weißweine trotz der ungewöhnlich warmen Jahreshälfte keinen „Hitzecharakter“ besitzen werden, so die ÖWM. Nach den Erfahrungen vergangener Extremjahre konnten Österreichs Top-Winzer durch sorgfältige Weingartenarbeit den gefürchteten Sonnenbrand und daraus resultierende Gerbstoffbelastungen hintanhalten. Die Säurewerte liegen grundsätzlich etwas unter 2017, was aber weder bei den Grünen Veltlinern noch bei den Rieslingen sensorisch stark wahrnehmbar wäre. In beiden Sortengruppen wird es zweifellos Gewächse geben, die das Niveau des Vorjahres erreichen und in puncto Sortentypizität und Aromenspiel keine Wünsche übriglassen.

Allenthalben Euphorie herrscht bei den heimischen Rotweinerzeugern: Diese Hochstimmung gilt einerseits für alle bekannten Rotweinzentren und andererseits auch für alle hierzulande zugelassenen Rotwein-Rebsorten. Allgemein kann von einer sehr hohen Traubenreife ausgegangen werden: Die Weine sind tiefdunkel – sogar noch dunkler als die 2017er -, sehr kraftvoll und dicht ausgefallen, besitzen aber auch einen samtigen Tanninhintergrund und adäquaten Säuregehalt, die ihnen entsprechendes Rückgrat und auch frühzeitige Balance verleihen. Sowohl für die urösterreichischen Sorten Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent als auch für die französischen Globetrotter Cabernet, Merlot und Syrah prognostiziert die ÖWM hervorragende Ergebnisse. „Mit den fraglos ebenfalls exzellenten Rotweinjahren 2015 und 2017 sowie den etwas kühleren, doch bei den Premiumrotweinen ebenfalls sehr beachtlichen 2016ern, gibt es damit erstmals sogar ein Quartett überaus vielversprechender Jahrgänge“, heißt es in der Aussendung.