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Klimaveränderungen sorgten für außergewöhnliches Weinjahr

Die früheste Weinlese aller Zeiten wird heuer das Vorjahr mengenmäßig übertreffen. Letzte Daten der Statistik Austria gehen von rund 3,2 Mio. hl aus. Erfreulich ist außerdem die hohe Traubenqualität, die heuer meist ohne großen Krankheitsdruck eingebracht werden konnte. Das erlaubte guten Gewissens auch die landesweite Anhebung der Hektarhöchstertragsmenge um die zulässigen 20%, damit Betriebe ihre letztjährigen Ernteausfälle zumindest teilweise ausgleichen können. Geringere Ernten waren punktuell lediglich durch extreme Trockenheit in Niederösterreich oder übermäßige Niederschläge in der Südsteiermark zu verzeichnen, meldet die Österreich Wein Marketing GmbH.

Nach einem sehr warmen Jänner führten der kalte Februar und März zu einem späteren Austrieb, sodass im Vergleich zu den beiden Vorjahren keine Schäden durch Spätfröste zu verzeichnen waren. Eine der frühesten Rebblüten war in den meisten Weinbaugebieten bereits Ende Mai abgeschlossen. Dieser Vegetationsvorsprung hielt über den heißen und trockenen Sommer an. Bewässerung und sonstige weinbauliche Maßnahmen waren dringend nötig, um Junganlagen und wenig verwurzelte Weingärten vor Überlastung zu schützen. Im August war die Lese schon im Gang, ein milder, sonniger und meist trockener September läutete deren Ende ein. Somit wurde der überdurchschnittlich warme Oktober vielerorts nicht mehr im Freien, sondern bereits bei der Vinifizierung des guten Jahrgangs verbracht.

Die 15% höhere Ernte musste in Niederösterreich aufgrund von Trockenheit und Hitze teilweise hart erkämpft werden. Gute Laubarbeit war vonnöten, damit in der Traubenzone die Tropentage nicht zu großen Schaden anrichteten. Auch die Trockenheit im nördlichen und westlichen Weinviertel bedeutete zusätzliche Arbeit durch Bewässerung. Niedrige Temperaturen und ein guter Gesundheitszustand ließen die Trauben das Schlechtwetter Ende August/Anfang September relativ gut überstehen. Dank gekonnter Vinifizierung ist in den Weinen vom teilweisen Trockenstress der Reben nichts zu merken. Die Weine zeichnen sich durch einen angenehmen Trinkfluss und schöne Sortentypizität aus. Der gehaltvolle Charakter wird von passablem Alkoholgehalt unterstützt und von einer moderaten Säure begleitet.

Sehr zufrieden stimmen die burgenländischen Winzer die um 10% höhere Erntemenge sowie die hervorragende Traubenqualität. Wenn auch die negativen Wettereinflüsse der letzten zwei Jahre weitgehend ausblieben, so sorgten doch teilweise Trockenheit und die Zweigeltwelke für Sorgenfalten und Mehrarbeit in Weingarten und Keller.

Die ausnehmend frühe Lese hatte zur Folge, dass der erste fertige Qualitätswein bereits am 2. August zur Prüfnummer eingereicht wurde. Ende September ging die Ernte vielerorts schon zu Ende, auch wenn vor allem rund um den Neusiedler See noch einiges an Trauben in den Weingärten hängt – man rechnet heuer mit Eiswein ebenso wie mit einigem an Strohwein. Auch im Mittelburgenland waren die Blaufränkischtrauben nach entsprechender Pflege perfekt ausgereift und gesund. Wurde schon der 2017er als „Bilderbuchjahrgang“ bezeichnet, so kann man das heurige Jahr ähnlich sehen.

Laut Wein Marketing kündigt sich ein toller Jahrgang mit sehr fruchtigen und sortentypischen Weinen mit dichtem und elegantem Körper an. Was an Weißwein jetzt schon Vergnügen macht, gilt auch bereits für die jungen Roten: Die reife und ausgewogene Säure unterstützt die Fruchtigkeit, während der keineswegs zu hohe Alkoholgehalt für angenehmen Trinkgenuss sorgt.

Weit schlechter fiel die Witterung in der Steiermark aus, wo Regenfälle zur Blüte zeitweise Weingartenarbeit und Pflanzenschutz unmöglich machten. Dies war vor allem für den Bioanbau eine sehr harte Nuss, die es zu knacken galt – nicht immer mit Erfolg. Somit waren teilweise große Ernteausfälle zu verzeichnen. Ebenso führte der Regen im September zusammen mit den hohen Tagestemperaturen zu starkem Fäulnisdruck, der schon im Weingarten großen Selektionsaufwand erforderte. Die Arbeit hat sich aber gelohnt – der Jahrgang ist vollreif und sortentypisch, mit einem durchschnittlichen Alkoholgehalt, was guten Trinkfluss verspricht. Auch der Schilcher ist heuer fruchtig, feinwürzig und charaktervoll. Dass es insgesamt 10% mehr Wein geben wird, ist ebenfalls eine gute Botschaft.

Erfreulicherweise wurden die Wiener Weingärten heuer von allen Wetterunbilden verschont. Der Witterungsverlauf glich jenem der anderen Weinbaugebiete mit Regen im August/September. Sehr zufrieden ist man mit dem fein-sortentypischen Jahrgang mit guter Trinkigkeit und moderater Säure. Bereits der „Junge Wiener“ gibt einen guten und gehaltvollen Vorgeschmack auf die Weine, die in den erfreulich vollen Kellern reifen.