WWF fordert: Rabatte bei Fleisch verbieten
Einen Schlagabtausch liefern einander der WWF und Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels. Eine aktuelle WWF-Analyse von Rabattaktionen in österreichischen Supermärkten zeige, dass Fleisch oft weit unter seinem fairen Wert verkauft werde und damit völlig falsche Anreize im Markt gesetzt werden. „Die ständige Rabattierung von Fleischprodukten ist Teil eines fatalen Kreislaufs, der nicht nur auf Kosten von Umwelt und Gesundheit geht, sondern auch die heimischen Landwirte stark belastet. Marktschreierische Rabatte fördern den massenhaften Absatz von Billigfleisch, das oft unter schlechten ökologischen Bedingungen zulasten des Tierwohls hergestellt wird“, sagte WWF-Expertin Helene Glatter-Götz. Dem gegenüber betonte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will, dass „von Preisdumping im Fleischbereich keine Rede sein kann“.
Anlässlich der Präsentation der Marktanalyse fordert die Umweltschutzorganisation von Handel und Politik eine verbindliche Regelung, um den Verkauf von Billigfleisch einzudämmen. „Ein Verzicht auf schädliche Rabatte würde den Druck auf die Landwirtschaft verringern und angemessene Erzeugerpreise fördern“, argumentierte die WWF-Vertreterin. Durch die Dumpingpreise werde auch die Wertigkeit von Fleischprodukten „völlig verzerrt“.
Der WWF hatte vor zwei Wochen auch einen Ratgeber für den Fleischeinkauf veröffentlicht, der allerdings bei Vertretern der heimischen Tierhalter auf Kritik stieß. Es sei zwar grundsätzlich positiv, wenn man die heimischen Konsumenten zum qualitätsbewussten Einkauf von Fleischprodukten anrege, aber man sollte dabei sachlich bleiben, wurde betont. Wenn etwa in dem Ratgeber nur der Kauf von Biofleisch „mit gutem Gewissen empfohlen“ werde und wenn der WWF pauschal feststelle, dass Fleischkonsum den Klimawandel anheize sowie für die Zerstörung von Tropenwäldern verantwortlich sei, dann sollte besser differenziert werden zwischen in- und ausländischer Produktion. Auch die methodische Herangehensweise bei der Bewertung von CO2-Emissionen sei zu hinterfragen, so die Tierzuchtexperten. Die vom WWF geforderte Kennzeichnung der Herkunft tierischer Lebensmittel sei auch den Landwirten ein großes Anliegen, und zwar seit Jahren.
„Wenn die Preise für heimisches Fleisch durch politische Vorgaben künstlich höher gehalten werden – etwa durch ein generelles Verbot von Rabatten und Aktionen – so würde die Preisdifferenz zu Importprodukten aus dem Ausland noch höher ausfallen und in der Folge könnten die Absatzmengen komplett einbrechen“, argumentiert dagegen Handelsvertreter Will. Darüber hinaus stehe es jedem Verbraucher frei, zu hochpreisigem Premium-Fleisch in Bioqualität zu greifen. „Auch die verarbeitete Ware sowie der Exportbereich spielen für die Preisbildung eine wichtige Rolle. Für letzteren ist der Weltmarktpreis der wichtigste Parameter.“