Mercosur: Südamerikanern reichen Kontingente nicht
Die Handelsgespräche der EU mit den südamerikanischen Mercosur-Ländern treten auf der Stelle. Das Treffen vergangene Woche in Montevideo reiht sich an zahlreiche ergebnislose Verhandlungsrunden. Enttäuscht von der EU strecken derweil die Mercosur-Länder ihre Fühler in andere Richtungen aus. „Die Verhandlungen sind komplexer geworden“, fasste Rodolfo Nin Novoa, der Außenminister von Uruguay, nach der gescheiterten Verhandlungsrunde in Montevideo zusammen. Aus südamerikanischer Sicht blockiert die EU den Zugang zu seinem Agrarmarkt.
Die von der EU angebotenen Einfuhrquoten von 99.000 t Rindfleisch und 150.000 t Zucker reichen Brasilien, Argentinien und Uruguay nicht. Auf der anderen Seite gehen die Südamerikaner nur unzureichend auf die Forderungen der EU nach einer Grenzöffnung für europäische Molkereiprodukte und den Schutz von geografischen Bezeichnungen ein. Brasilien hat wegen der laufenden Präsidentschaftswahlen kaum politischen Spielraum für Zugeständnisse in den Verhandlungen und Argentinien steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise.
Wegen der festgefahrenen Verhandlungen mit der EU versprechen sich inzwischen die Mercosur-Länder mehr von Handelsgesprächen mit anderen Staaten. So sind die Südamerikaner mit Südkorea im Gespräch. Die wollen zwar genau wie die EU ihre Autos in Südamerika verkaufen, aber Südkorea ist im Gegensatz zur EU dazu bereit, seine Grenzen für Agrarerzeugnisse aus Südamerika zu öffnen. Zudem kündigte Außenminister Novoa ein Treffen mit Kanada in dieser Woche und Gespräche mit China im Oktober an.
Ein vorsichtiges Signal gegen Protektionismus und bilaterale Handelsabkommen setzten die Handelsminister der G-20 am vergangenen Freitag im argentinischen Mar del Plata. Die Handelsminister der großen Wirtschaftsmächte wollen die darniederliegende Welthandelsorganisation WTO wiederbeleben, die dazu allerdings erst modernisiert werden müsse. Die WTO sei dringend reformbedürftig, hielt die G-20 in ihrer Schlusserklärung fest, ohne Einzelheiten zu nennen. Die EU und die USA kritisieren vor allem China und die handelsverzerrende Rolle von staatlich gelenkten Unternehmen. China und die USA waren auf dem G-20 Treffen in Mar del Plata auf Ministerebene nicht vertreten.