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Auch Weinernte früh wie (fast) nie

Der Österreichische Weinbauverband erwartet für 2018 eine leicht überdurchschnittliche Weinernte von rund 2,6 Mio. hl. „Durch den heißen, trockenen Sommer sind die Trauben sehr gesund und sehr reif. Es ist davon auszugehen, dass der Weinjahrgang 2018 etwas kräftiger und insgesamt harmonisch und rund wird. Bei Rotweinen werden wir einen sehr, sehr kräftigen Jahrgang bekommen“, erklärte heute der Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, Johannes Schmuckenschlager. Aktuell sei die Zuckergradation sehr gut, bei noch guten Säurewerten. Fäulnisgefahr bestehe im heurigen Jahr nicht. „Die Hauptlese wird in vielen Gebieten Niederösterreichs in der letzten Augustwoche, in den Rotweingebieten des Mittel- und Südburgenlandes sowie in der Steiermark in der ersten Septemberwoche beginnen. Es ist einer der frühesten Lesezeitpunkte seit Jahrzehnten“, kündigte Schmuckenschlager an.

„Trotz optimaler Wetterbedingungen zur Rebblüte und einer sehr guten Befruchtung, werden wir nicht das Mengenvolumen erreichen, von dem wir nach der Rebblüte ausgegangen sind. Denn in Gebieten, in denen es im Sommer praktisch gar nicht geregnet hat, wie in weiten Teilen des nördlichen Weinviertels, ist trotz gutem Traubenansatz nur eine geringe Mostausbeute festzustellen“, sagte Schmuckenschlager und appellierte an die Traubenaufkäufer angemessene Preise zu bezahlen. „Wir warnen davor, die Traubenpreise so stark zu reduzieren, dass die Produzenten keine Wertschöpfung mehr erzielen. Irgendwann werden die Traubenerzeuger, die zu einem großen Teil Nebenerwerbslandwirte sind, diese Weingärten nicht mehr bewirtschaften und somit auch keine Rohware mehr an die Handelsbetriebe liefern“, mahnte Josef Glatt, der Geschäftsführer des Österreichischen Weinbauverbandes.

Durch die heimische Weinernte 2018, die etwas über dem Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre von 2,4 Mio. hl liegt, können laut Schmuckenschlager wieder alle Marktsegmente mit Wein aus Österreich bedient werden. „Das heißt, wir können wieder auf das Billigweinsegment mit beispielsweise Schankweinen zurückgehen, wo gewöhnlich ein harter Preiskampf stattfindet. „In den vergangenen Jahren wurde die Wertschöpfung im Export in die Höhe getrieben. Bei einer guten Entwicklung im mittel- und hochpreisigen Segment wollen wir nun das Basissegment wieder gewinnen“, sagte Glatt.

Hinsichtlich des Sortenspektrums gibt es laut den Experten in Österreich keine großen Verschiebungen. „Die Kunden sind an den klassisch österreichischen, den autochthonen Sorten, wie Grüner Veltliner oder Blauer Zweigelt interessiert. Aktuell werden etwas mehr Aromasorten wie Gelber Muskateller nachgefragt und es gibt hierzulande teilweise die Tendenz, Rotweinsorten durch Weißweinsorten zu ersetzen“, führte Schmuckenschlager aus. Der Klimawandel spiele dabei nur eine untergeordnete Rolle. „Winzer experimentieren eventuell mit Unterlagsreben oder Einzellagen, sodass beispielsweise südorientierte Lagen zurückgelassen und neue, höhere Lagen gewonnen werden“, erläuterte der Weinbaupräsident. „Jedenfalls wollen wir, dass die Weinbaufläche in Österreich nicht steigt. Das lässt das Pflanzrecht der EU nicht zu. Wir sind interessiert daran, dass die Weinbaufläche in Österreich mit rund 47.000 ha gleichbleibt“, ergänzte Glatt.

Gegliedert nach Bundesländern wird in der Steiermark, die von der Trockenheit nicht so betroffen war, sowohl mengen- als auch qualitätsmäßig ein sehr guter Jahrgang erwartet. Auch im Burgenland wird aufgrund eines guten Traubenansatzes und immer wieder auftretender Niederschläge von einer mengenmäßig guten Weinernte ausgegangen, wobei auch heuer wieder gerade an den Rotwein hohe Qualitätserwartungen geknüpft werden. Niederösterreich und Wien sehen mengenmäßig einer guten Normalernte von hoher Qualität entgegen. Unsicherheitsfaktor bei der Mengenschätzung ist die Mostausbeute in jenen Gebieten, die im Sommer praktisch ohne Niederschläge waren. Aufgrund des frühen Jahrganges ist die Lese rund um den Neusiedlersee bereits im Gange. Punktuell wird auch bereits in den anderen Anbaugebieten geerntet.

Der Vegetationsverlauf im Weinbau hat heuer mit einem etwas späteren Austrieb der Weinreben begonnen, weswegen es im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren zu keinen Spätfrostschäden gekommen ist. Die kurz nach dem Austrieb einsetzende Hitzewelle im April und Mai führte zu einer der frühesten Rebblüten, seit es Aufzeichnungen gibt. In den meisten Weinbaugebieten war die Rebblüte noch im Mai abgeschlossen, was den enormen Vegetationsvorsprung von zwei bis drei Wochen im Vergleich zu einem Normaljahr begründete. Nach einigen Niederschlägen startete dann auch der Weinbau, wie andere Kulturen, in einen heißen und trockenen Sommer. Trockenheit und lange Hitzeperioden weit jenseits der 30°C-Marke brachten vor allem Weingärten auf seichtgründigen Böden und Junganlagen an die Belastungsgrenze. Bewässerungsanlagen, wo vorhanden, waren im Dauereinsatz und die Winzer setzten alle weinbautechnischen Maßnahmen, um dem Trockenstress gegenzusteuern. So wurden bei Junganlagen vielfach die Trauben abgeschnitten, um die Rebstöcke vital zu erhalten.

In vielen Gebieten kam es zwar punktuell immer wieder zu Niederschlagsereignissen in Form von Starkregen und Gewittern. Es gab auch einige wenige Hagelschläge, wie beispielsweise im Spitzer Graben, im Mittelburgenland und in sämtlichen Regionen der Steiermark. Deutliche Trockenschäden sind in jenen Gebieten zu verzeichnen, in denen es im Sommer praktisch gar nicht geregnet hat, wie in weiten Teilen des nördlichen Weinviertels. Dort ist trotz gutem Traubenansatz nur eine geringe Mostausbeute festzustellen.

Aufgrund der trockenen Witterung und des raschen Vegetationsverlaufes gab es dafür im heurigen Vegetationsjahr einen geringeren Krankheitsdruck in Form von Pilzkrankheiten.