Agrochemie-Industrie wirft Greenpeace „Panikmache“ vor
In einem offenen Brief forderte Greenpeace die großen österreichischen Supermarktketten dazu auf, gemeinsam mit den heimischen Nahrungsmittelherstellern „das Pflanzengift Glyphosat aus der Lebensmittelproduktion zu verbannen“. Bis Donnerstag, 13. Dezember, solle der Handel hier eine klare Position beziehen, verlangt die NGO. Von der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) kommt dazu erneut heftige Kritik: Greenpeace lasse fundiertes Wissen über die zeitgemäße Landwirtschaft und den Nutzen von Pflanzenschutz vermissen, so IGP-Obmann Christian Stockmar.
„Greenpeace behauptet, dass durch die Beseitigung von Unkraut durch Glyphosat Lebensräume für Tiere verloren gehen. Richtig ist: Unkraut wird bei allen Bewirtschaftungsformen bekämpft, da es sich negativ auf Ertrag und Qualität der Lebensmittel auswirkt“, antwortet Stockmar. Pflanzenschutz diene – egal ob mit Hacke, Pflug oder Pflanzenschutzmittel – dazu, die Gesundheit der Nutzpflanzen zu erhalten und so für sichere wie auch gesunde Lebensmittel zu sorgen. „Würde Unkraut nicht bekämpft werden, würden für Menschen giftige Unkräuter in die Lebensmittel gelangen“, so der Manager der Österreich-Tochter des Agrochemie-Konzerns Syngenta. Dass dies vorkomme, würden etwa Rückrufaktionen der AGES wegen Rückständen von Tropanalkaloiden beim Verzicht auf entsprechende Pflanzenschutzmaßnahmen zeigen.
Unabhängig davon, dass sich Glyphosat nicht im Körper anreichere und quasi vollständig wieder über den Urin ausgeschieden werde, gebe es Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel-Rückstände. „Damit wird die Sicherheit der Lebensmittel gewährleistet. Diese Grenzwerte werden von Behörden über Studienergebnisse und unter Berücksichtigung eines Sicherheitsfaktors ermittelt und errechnet. Selbst bei einer Überschreitung bei Rückständen besteht also noch lange kein Risiko für Menschen“, meint der IGP-Obmann.
Dass sich die Forderung von Greenpeace nur darauf beziehe, dass Österreich kein Glyphosat brauche, zeige, dass die NGO unehrlich agiere. Hier werde eine Kampagne auf dem Rücken der österreichischen Landwirte – dem internationalen Musterschüler beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln – ausgetragen. „Richtig ist, dass Glyphosat und andere Pflanzenschutzmittel sehr wohl benötigt werden, um die Äcker von Unkraut zu befreien. Allein bei der Zuckerrübe wären hierzulande 8 Mio. Arbeitsstunden erforderlich, um diese unkrautfrei zu halten“, gibt Stockmar zu bedenken. Greenpeace sei herzlich eingeladen, sich beim Jäten am Rübenacker ein Bild von der heimischen kleinstrukturierten Landwirtschaft zu machen. Die agrochemische Industrie fordere Greenpeace auf, die Panikmache einzustellen und sich einem sachlichen Dialog zu Glyphosat zu stellen.