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Glyphosat: Kommt jetzt Österreich-Alleingang?

In Brüssel wurde heute die Erneuerung der Genehmigung des Wirkstoffs Glyphosat in der Europäischen Union beschlossen. Österreich stimmte dabei gegen eine Verlängerung, 18 andere Mitgliedsstaaten aber für den Kompromiss. Eigentlich wäre ursprünglich eine Verlängerung für 15 Jahre geplant gewesen. Das war aber an massivem Widerstand von Umweltschutzorganisationen gescheitert. Mit der Entscheidung konnte ein automatisches Ende der Zulassung des Herbizids per 15. Dezember in letzter Minute abgewendet werden.

Die ersten Reaktionen zeigen die weiter bestehende tiefe Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern des Totalherbizides. Der Hauptgeschäftsführer der deutsche Industriegruppe Agrar e. V. , Dietrich Pradt meinte etwa mit Bezug auf unterschiedliche Studien zur Krebsgefahr durch Glyphosat: „Selten ist eine Substanz gründlicher untersucht und dann als unbedenklich eingestuft worden. Leider konnten sich die nüchternen wissenschaftlichen Fakten in der öffentlichen Diskussion gegen die schrillen Töne einer grotesk überzeichnenden Kampagne nicht durchsetzen.“ Dass die Genehmigung nun auf fünf Jahre begrenzt wurde, des ohne nachvollziehbare Begründung geschehen und hinterlasse einen schalen Beigeschmack. Pradt verweist auf die rasche Abbaubarkeit und vergleichsweise geringe Toxizität von Glyphosat.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace bedauert in einer Aussendung die Verlängerung des Wirkstoffes. Jetzt müsse die Bundesregierung Verantwortung übernehmen und in Österreich für einen Glyphosat-Ausstieg sorgen. „Auch wenn die ursprünglich angepeilte Verlängerung um 15 Jahre verhindert werden konnte – die Neuzulassung um fünf Jahre bedeutet, dass sich vorerst von EU-Seite nichts ändert. Trotz der Bedenken für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt wird der Wirkstoff nun in ganz Europa weiterhin zugelassen bleiben“, so der Landwirtschaftssprecher von Greenpeace Sebastian Theissing-Matei. Österreich müsse nun eine Vorreiterrolle einnehmen und selbst einen Ausstiegsplan entwickeln. Nicht zuletzt hätten bereits alle Parlamentsparteien bis auf ÖVP und NEOS öffentlich ein Ende von Glyphosat gefordert.

„Jetzt liegt es an der österreichischen Regierung, für den Schutz von Gesundheit und Umwelt zu sorgen. Wir fordern ein sofortiges Verbot von Glyphosat in privaten Gärten und im öffentlichen Raum, etwa auf Spielplätzen“, so Theissing-Matei weiter. Darüber hinaus müsse die Regierung einen Ausstiegsplan für Glyphosat bis 2020 erarbeiten. „Frankreich hat bereits einen nationalen Ausstieg aus Glyphosat angekündigt. Österreich muss jetzt folgen“, so Theissing-Matei.