Foto: Rübenbauern

Karpfinger warnt vor Ungleichgewicht am Zuckermarkt

Die europäischen Zuckerquoten, die jedem nationalen Zuckerunternehmen einen Teil der benötigten Produktion zugesichert haben, laufen Ende September aus. Die Vermarktung aus der alten Ernte 2016 innerhalb der Quotenregelung ist in wenigen Tagen Geschichte. Die österreichischen Rübenbauern haben bereits mit dem heurigen Anbau den Weg in das neue Zeitalter begonnen, denn die Vermarktung des Zuckers aus diesen Rüben erfolgt ab Oktober 2017 ohne vorgegebene Regelung durch die EU.

Die Interessenvertretung der rund 6.200 österreichischen Rübenbauern „Die Rübenbauern“ haben für die neue Ära mit dem Zuckerunternehmen Agrana eine Vereinbarung getroffen, mit der auch in einem völlig geöffneten Markt innerhalb Europas auf die bisherigen Gepflogenheiten aufgebaut werden konnte. „Mir war wichtig, dass es zu keinem Systembruch gegenüber den bisher gewohnten Regelungen gekommen ist, allerdings mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass es für die Zuckerrüben keinen Mindestpreis mehr gibt, sondern künftig ein vom Zuckerpreis abhängiger Rübenpreis ausbezahlt wird“, erklärt der Präsident der österreichischen Rübenbauern, Ernst Karpfinger.

„Die europäische Zuckerindustrie hat sich zum Ziel gesetzt, die Auslastung der Zuckerfabriken zu erhöhen, um die Fixkosten zu reduzieren, und die Rübenbauern zu animieren, die Flächen auszuweiten. In Europa wurden heuer die Anbauflächen insgesamt um 16% gegenüber dem Vorjahr ausgeweitet. Nicht aber in Österreich, hier erfolgte sogar eine geringfügige Reduktion, denn Österreich hat seit der Schließung der Zuckerfabrik Hohenau in den beiden verbleibenden Werken Tulln und Leopoldsdorf bereits seit über zehn Jahren eine höhere Auslastung als die übrigen europäischen Zuckerfabriken erst jetzt anstreben“, so Karpfinger.

„Durch die Flächenausweitung in Europa bei gleichzeitig stagnierendem Zuckerverbrauch schlittert die Zuckerwirtschaft nun in eine Überproduktion, die sich auf den Zuckerpreis und damit auf den Rübenpreis sehr negativ auswirken wird, weil damit weder die Kosten der Zuckerproduktion noch die Kosten der Rübenproduktion abgedeckt werden können. In Österreich kommt noch erschwerend hinzu, dass im östlichen Anbaugebiet durch die ausbleibenden Niederschläge im heurigen Sommer die Rübenerträge um ein Drittel bis zur Hälfte geringer sind als in einem Durchschnittsjahr“, warnt der Rübenbauern-Präsident.

„Aber auch in den westlichen Anbauländern, die heuer sehr gute Erträge erwarten, bereiten den Rübenbauern sinkende Rüben- und Zuckerpreise Sorgen. Es liegt daher auch in der Verantwortung der europäischen Rübenbauern, den Ausweitungswünschen der Zuckerindustrie entgegenzutreten, wenn eine wirtschaftlich sinnvolle Rübenproduktion damit unmöglich ist“, appelliert Karpfinger an die europäischen Rübenbauernkollegen.

„Unser klares Ziel ist es, die beiden österreichischen Zuckerfabriken weiterhin mit ausreichend Rüben zu versorgen, denn die Zuckerrübe hat ihren Stellenwert in der Fruchtfolge und sichert den Konsumenten durch eine nachhaltige, umweltschonende sowie gentechnikfreie Produktion ein hochwertiges Grundnahrungsmittel. Das Zuckerunternehmen Agrana wird zur künftigen Flächenstabilisierung zur Erreichung dieses Ziels Maßnahmen ergreifen müssen, denn die Situation ist derzeit wirklich ernst“, fordert Karpfinger.