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Deutsche Milchwirtschaft: Zahlungsfähigkeit größte Herausforderung

Die zurückliegende Phase niedriger Erzeugerpreise hat auch die deutschen Milcherzeuger vor große Herausforderungen gestellt, insbesondere in Bezug auf die Zahlungsfähigkeit. Schon jetzt müssen in dem Umfeld stark schwankender Milcherlöse kommende Preistiefs vorbereitet werden. Wie die Milchviehhalter die Weichen für die Zukunft stellen, zeigen die Ergebnisse des DLG-Trendmonitors Europe vom Frühjahr 2017.

Oberstes Ziel im Preistief in den Jahren 2015/2016 war es für die Betriebsleiter, zahlungsfähig zu bleiben. Dazu setzten die Milchviehhalter in Deutschland Investitionen aus und sicherten günstige Futterpreise über Einkaufskontrakte ab. Darüber hinaus haben die Betriebe die Milchleistung aus dem Grundfutter gesteigert und so die Ausgaben für Milchleistungsfutter reduziert. Die Absicherung des Erzeugerpreises an der Börse spielt für die Landwirte dagegen eine untergeordnete Rolle. Hier fehlen noch praktikable Ansätze, etwa Preisabsicherungsangebote durch die Molkereien. Die Milchviehhalter konzentrieren sich eher auf direkte betriebliche Ansätze im Kostenmanagement und auf die Stabilisierung von Betriebsmittelpreisen.

Um sich für kommende Preistäler zu wappnen, setzt die Mehrzahl der in der BRD befragten Milcherzeuger auf Kostensenkungen. So zeigen die Auswertungen des Milchwirtschaftsjahres 2015/16, dass insbesondere bei den Arbeitserledigungskosten Potenziale zur Senkung bestehen. Ansätze sind die kritische Kalkulation und Prüfung von Investitionen sowie die Reduktion des Arbeitsaufwandes durch effizientere Arbeitsabläufe.

Im Zentrum der Überbrückung von Preistälern steht bei den befragten Milcherzeugern die Liquiditätsplanung. Nur wer die Liquiditätslage der kommenden zwölf Monate kennt, kann im Falle von finanziellen Engpässen rechtzeitig notwendige Maßnahmen ergreifen. Ein weiterer Baustein sind Pläne für Liquiditätsengpässe. 67% der Befragten halten diese für sehr wichtig beziehungsweise wichtig, um im Preistief handlungsfähig zu bleiben. Rund 60% halten zudem das Berichtswesen gegenüber der finanzierenden Bank für sehr wichtig.

Die deutschen Milcherzeuger diskutieren kontrovers über mögliche Ansätze, um Risiken auf dem Milchmarkt zu beherrschen. Für 60% der Befragten sind Lieferverträge mit der Molkerei ein wirksames Instrument, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen. Ebenso viele Landwirte halten die Stärkung des Exportes für einen wirksamen Ansatz, um den Milchabsatz zu steigern. Die aktuell dynamisch laufenden Exporte von Milchprodukten nähren die Hoffnungen, weitere Absatzpotenziale hinzuzugewinnen. Dies hängt jedoch insbesondere von der Kaufkraftentwicklung in den Zielmärkten und der globalen Wirtschaftsentwicklung ab.

Ein Drittel der Befragten bewertet die Preisstaffelung nach der Verwertungsmöglichkeit der Milch durch die Molkereien als wirksames Mittel, um Angebot und Nachfrage besser auszutarieren und mehr Preisstabilität zu erreichen. Die Ermittlung des Erzeugerpreises ist allerdings aufgrund sich ändernder Mengenströme in verschiedene Verwertungsrichtungen und Märkte komplex. Auch das Engagement der Molkereien um Märkte zu gestalten, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen. In einer Differenzierung der Milch nach Erzeugungsart sieht jeder zweite befragte Landwirt eine Möglichkeit, höhere beziehungsweise stabilere Preise zu erreichen. Den Aufbau von Marken, um mit höherer Wertschöpfung bessere Milchauszahlungspreise zu erreichen, halten rund 40% für einen erfolgversprechenden Weg.