DBV will Milchpulver in Flüchtlingsregionen verteilen
„Für uns Milchbauern haben die Errungenschaften der EU eine existenzielle Bedeutung. Der gemeinsame Binnenmarkt, die Agrar- und Handelspolitik sowie die Marktorganisation müssen dementsprechend beibehalten und weiterentwickelt werden.“ Dies betonte Karsten Schmal, Milchbauern-Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), bei einem Treffen von Vertretern der deutschen und der französischen Milchwirtschaft. Bei der künftigen EU-Agrarpolitik gehe es insbesondere um die Beibehaltung, aber auch die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Marktorganisation. Mit den französischen Berufskollegen war sich Schmal einig, dass die EU innerhalb der GAP weiterhin ein Sicherheitsnetz bereithalten müsse, um Strukturbrüche durch Krisen zu verhindern.
Einigkeit bestand zwischen den Vertretern der deutschen und französischen Milchwirtschaft darin, dass die EU-Kommission zeitnah Lösungen für den Abbau der hohen Magermilchpulverbestände in der Öffentlichen Lagerhaltung (rund 350.000 t) finden müsse. Andernfalls würden die Bestände den Eiweißmarkt in den kommenden Jahren belasten, wurde betont. Vorstellbar sei etwa die Verteilung von Milchprodukten in Flüchtlingsregionen oder die Aktivierung des Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen innerhalb der EU. Beide Instrumente wurden in der jüngeren Vergangenheit sowohl im Sinne der Milchbauern als auch von notleidenden Personen bereits erfolgreich angewendet.
Weiterhin gefordert bleibe der gesamte Milchsektor bei der Gestaltung der Lieferbeziehungen, unterstrich Schmal. „Molkereien müssen mit ihren Milcherzeugern marktgerechte sowie moderne Vereinbarungen für Mengen und Preise bereits vor der Erzeugung der Milch treffen. In Deutschland ist dies, anders als in Frankreich, bislang nicht üblich“, so der Milchexperte. Er plädierte in diesem Zusammenhang dafür, bereits etablierte, aber auch in der Entwicklung befindliche Instrumente anzuwenden, um den weiter zunehmenden Preisschwankungen entgegenwirken zu können. Als Beispiel nannte er die Nutzung von Warenterminbörsen im Milchsektor.
Aus Sicht der Vertreter der deutschen und französischen Milchwirtschaft sollte die EU bei den Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien dafür sorgen, dass der Austausch von Produkten zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU weiterhin möglichst ungehindert stattfinden kann.