Foto: Bio Austria/APA-Fotoservice/Rudolph

Bio Austria stellt Biodiversität in Auslage

Österreichs Wissenschaftler des Jahres 2022, Franz Essl, seines Zeichens Ökologe und Botaniker, spricht auf dem Biohof von Paul Weiß in Lassee Klartext. “ Die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft nimmt rasant ab – nahezu die Hälfte der Brutvögel ist in den letzten 25 Jahren in Österreich  aus Feld und Flur verschwunden. Daher ist es wichtig, die Landwirtschaft so auszugestalten, dass die Artenvielfalt erhalten und gesteigert wird. Biologische Landwirtschaft leistet heute schon einen wichtigen Beitrag dazu, der durch gezielte weitere Maßnahmen noch gesteigert werden muss.“

Tatsächlich, es geschieht einiges in dieser Richtung. Die Mitglieder von Bio-Austria, dem größten Bioverband Österreichs mit rund 12.000 Mitgliedern, verpflichten sich bis Ende 2024, den Biodiversitätsrechner als Werkzeug einzusetzen. Damit machen die Biobetriebe positive Effekte schon jetzt sichtbar. Mehr als 6.000 Betriebe, also rund die Hälfte der Mitglieder, haben jetzt schon den „Rechner“ ausgefüllt und so ihre Beiträge zur Förderung der Artenvielfalt erhoben. „Der Biodiversitätsrechner macht die Erfolge der biologischen Bewirtschaftung sichtbar und zeigt, wo noch Potenzial für mehr Artenvielfalt besteht“ sagt die Obfrau des oberösterreichischen Landesverbands, Magdalena Barth. Der Rechner hilft den Betrieben, die Entwicklungen auf ihren Hören zu verfolgen und neue Ideen zur Verbesserung der Biodiversität zu sammeln. “ Wir unterstützen unsere Mitglieder beim Ausfüllen des Rechners als auch bei der Umsetzung der Maßnahmen“, fügt die Innviertler Milchbäuerin hinzu.

„Für jede Biodiversitätsleitung am Betrieb gibt es Punkte. Zum Beispiel für Blühstreifen und reduzierte Nutzung im Grünland, Verzicht auf Mähaufbereiter, seltene Kulturpflanzen, Hecken, Bäume, Nisthilfen und vieles mehr. Jedes unserer Mitglieder erreicht mindestens 200 Punkte“, erklärt Barth das System.

Bio-Ackerbauer Paul Weiß, arbeitet seit Jahren intensiv an der Entwicklung von Biodiversitätsprojekten. Humusaufbau steht bei ihm ganz oben, auch die vielfältige Fruchtfolge und Windschutzstreifen. Seine Hecken bieten dem Wild und Vögeln willkommene Rückzugsorte. Gemeinsam mit naturnah bewirtschafteten  Flächen entsteht eine reiche, lebendige Kulturlandschaft. „Eine abwechslungsreiche Umgebung war früher ganz selbstverständlich, sagt Weiß. Die Technisierung hat vieles verändert, der Verlust der Vielfalt stört das Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen und führt außerdem zu mehr Erosion.“ Bioflächen weisen eine bessere Bodenfruchtbarkeit auf und halten das Wasser besser, was insbesondere auch im heurigen heißen Sommer wesentlich war.

Barbara Riegler, Obfrau von Bio Austria Österreich: „Biodiversität ist eben nicht bloß ein Schlagwort, sondern ein tatsächlicher Mehrwert für die Landwirtschaft. Sie födert die Gesundheit der Böden, die Widerstandfähigkeit der Pflanzen und die Stabilität der Nahrungsmittelproduktion.“ Zahlen sprechen für Bio-Bewirtschaftung: bis zu 26% mehr Insekten, 30% mehr Klee- und 74% mehr Luzerneflächen, bis zu 94% mehr Regenwürmer, 35% mehr Feldvögel, bis zu 95% mehr Ackerflora und bis zu 50% mehr Individuen auf Bio-Ackerflächen.