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Landwirtschaftsmanifest von ÖBV-Via Campesina

Anlässlich des agrarpolitischen Tags der Wintertagung unter dem Motto „Selber produzieren statt Krisen importieren“ kritisiert die ÖBV-Via Campesina Austria, dass die wichtigen und brennenden Fragen erneut unter den Tisch fallen. Die ÖBV nimmt dies zum Anlass, das „Manifest für einen Wandel in der Landwirtschaft, um die systemischen Klimakrisen zu adressieren“ der europäischen Organisationen von La Via Campesina zu präsentieren.

„Hinter den Tellerrand zurück, statt über diesen hinaus. Das ist die Übersetzung des Titels in die Beiträge am agrarpolitischen Tag der Wintertagung. Über Krisen wird gesprochen, als ob Krisen nur von außen kämen, ohne die jahrzehntelang verfehlte Politik und die falschen Rahmenbedingungen, die das Höfesterben immer weiter befördern, zu thematisieren. Scheuklappen werden uns in der aktuellen Vielfachkrise nicht helfen. Und wenn man sich dann das, was man ’selber machen‘ kann vom Agrarkonzern Bayer erklären lässt, dann führt das mit Sicherheit in die nächste Sackgasse als ‚weiter wie bisher‘ in neuem Gewand. Stattdessen brauchen wir endlich einen Systemwandel und Antworten auf die drängenden Probleme unserer Zeit. Wir fordern stattdessen die Umsetzung der 13 Schritte unseres Manifests ein. Nur so ist eine nachhaltige und gerechte Versorgungssicherheit für alle möglich.“ so Franziskus Forster von der ÖBV-Via Campesina Austria.

Für die ÖBV ist ein Blick auf die Ursachen der Krisen der erste Schritt für wirkliche Lösungen. Die ÖBV präsentiert stattdessen 13 Schritte, die jetzt in Österreich und in der EU gesetzt werden müssen, um wirksame Antworten auf die Krisen zu geben. Nur auf diesem Weg wird Versorgungssicherheit tatsächlich und dauerhaft möglich sein:

  1. Handeln, um einen tiefgreifenden Wandel in der EU-Landwirtschaft zu gewährleisten, um auf den Klimanotstand zu reagieren. Dies muss unter Einhaltung der Verpflichtung des Green Deal, niemanden zurückzulassen, erfolgen.
  2. Die Zahl der Höfe in Europa bis 2040 verdoppeln, indem die existierenden Höfe dabei unterstützt werden, 10 Millionen neue Höfe aufzubauen.
  3. Den Zugang zu Agrarland garantieren und die generationenübergreifende Hofnachfolge gewährleisten.
  4. Die Rechte der Bauern und Bäuerinnen auf Saatgut und auf die Kultivierung der Agrobiodiversität schützen.
  5. Bestehende und künftige Bauern und Bäuerinnen im Hinblick auf nachhaltigere Praktiken und Agrarökologie unterstützen, beraten und schulen.
  6. Agrarfabriken innerhalb von 10 Jahren schließen.
  7. Eine Neuausrichtung der Verbreitung und Existenz von Tierhaltern in Europa mit dem Ziel, dass bis 2035 die Tierbestände in der EU der Kapazität des Bodens zur Bereitstellung lokaler Futtermittel entsprechen.
  8. Beibehaltung und Durchsetzung des Ziels, synthetische Düngemittel um mindestens die Hälfte zu reduzieren und synthetische Pestizide bis 2035 schrittweise abzuschaffen.
  9. Sicherstellen, dass gesunde Lebensmittel durch einen Übergang zu regionalisierten Lebensmittelsystemen in der gesamten EU erschwinglich werden.
  10. Ungeprüfte, gefährliche Technologien verbieten und öffentlichen Subventionen für schädliche Produkte und Praktiken beenden.
  11. Das gleichberechtigte und gerechte Teilen der Wasserressourcen sicherstellen und wassereffiziente landwirtschaftliche Praktiken fördern.
  12. Einen 10-Jahres-Plan für das Auslaufen von Soja- und Palmölimporten entwickeln und dabei mit einem Verbot von GVO-Importen beginnen.
  13. Öffentliche Maßnahmen zur Regulierung und zum Schutz der Agrarmärkte und des Rechts auf Nahrung ergreifen.