Winterwald mit besonderen Bedürfnissen
Beim Österreichischen Walddialog, der vom BMLRT gemeinsam mit den Land&Forst Betrieben Österreich und dem Verband alpiner Vereine Österreichs als Webinar ausgerichtet wurde, wurde das Thema „Freizeitnutzung in Wald und Natur – mit der Kraft der Multiplikatoren“ behandelt. Gemeinsame Lösungen und die richtige Kommunikation für ein bestmögliches Miteinander von Mensch, Tier und Natur zu finden, war die Intention des Walddialog-Webinars.
Einig waren sich die Referenten und Diskutanten, dass in diesem „besonderen“ Jahr ein großes Augenmerk auf die Besucherlenkung gelegt werden muss. DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, betonte in seiner Einleitung: „Die teilweise gesperrten Skilifte und Hotels sowie die Ausgangsbeschränkungen führen dazu, dass Menschen vermehrt ihre Freizeit in der näheren Natur verbringen. In manchen Gebieten kann es zu einem ‚Overtourism‘ im Wald kommen. Dies führt zu Stress für Wildtiere und auch zu Schäden am Ökosystem Wald. Und hier gilt es Zielkonflikte zu vermeiden.“ Die Land&Forst Betriebe Österreich haben dafür beim Österreichischen Walddialog „eine Handvoll Regeln für ein Fair Play im Winterwald“ vorgestellt:
1. Rücksicht bei Waldbesuchen ist angewandter Naturschutz.
2. Auf Hinweistafeln zu achten sorgt für ein sicheres Miteinander und ermöglicht eine nachhaltige Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz.
3. Wer auf markierten Wegen und Routen bleibt, schützt sich und andere.
4. Mit verantwortungsvollem Verhalten und Meiden von Ruhe- und Fütterungsflächen helfen wir den Tieren gut durch den Winter zu kommen.
5. Wer sich auf ausgewiesenen Routen bewegt, sichert den Wald der Zukunft.
DI Thomas Schenker vom Forstbetriebe Mariensee zeigte in seinem Vortrag auf, dass die Besucherlenkung im Wald notwendig ist, um die multifunktionalen Leistungen des Waldes auf Dauer sicherzustellen. Zur Freizeitgestaltung im Wald unterscheidet er zwischen Wald als Erholung, der zu Fuß von allen betreten werden darf, und Wald als Sportstätte, zum Beispiel für Langlaufen, Mountainbiken etc. Sportstätten bietet einen Marktwert und dieser soll als Chance genutzt werden. Für Forstbetriebe besteht laut Schenker einerseits die Notwendigkeit und Verantwortung, die vielfältigen Interessen am Wald ausgewogen zu lenken und andererseits die Möglichkeit, die Produktvielfalt zu erhöhen, mehrere Standbeine aufzubauen und für zusätzliche Einkünfte neben dem normalen Holzgeschäft zu sorgen.
„Rücksichtnahme auf Wildtiere ist auch Waldschutz“, betonte Univ. Prof. Dr. Walter Arnold von der Veterinärmedizinische Universität Wien und zeigte anhand zahlreicher Untersuchungen: „Wildtiere nehmen den Einfluss des Menschen stark wahr und vermeiden die Nähe zu Menschen. Je näher die Wildtiere bei den Menschen sind, desto höher ihr Herzschlag und desto höher ihr Energieverbrauch. Wildtiere legen sich in den warmen Jahreszeiten Fettreserven an, die dann im Winter abgebaut werden. Um mit den erschwerten Bedingungen gut durch den Winter zu kommen, ist Ruhe oberstes Gebot!“ Als Lösung schlug er vor, gezielte Wildruhezonen mit einem absoluten Betretungsverbot einzurichten. Eine Untersuchung in der Schweiz hat gezeigt, dass dies positive Auswirkungen auf den Wald hatte – die Aufwendungen für Wildschäden gingen kontinuierlich zurück, und das obwohl die Rotwildbestände zugenommen haben.
Tourismusverbände, Grundeigentümer und zahlreiche Vereine und Kooperationen bieten bereits ein dichtes Netz an ausgewiesenen Strecken für Skitouren und Schneeschuhwanderungen an, wo man sicher sein kann, dass man in keinem sensiblen Bereichen unterwegs ist. Hierzu wurden zwei ausgewählte und sehr erfolgreiche Maßnahmen aus dem Arbeitsprogramm der Österreichischen Waldstrategie 2020+ vorgestellt: Initiative „RespekTIERE deinen Grenzen“ und das Programm „Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben“.