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Wenn der Strom nicht mehr fließt

Die Anforderungen an die Notstromversorgung sind in der Landwirtschaft deutlich höher als bei privaten Haushalten. Daher ist eine absolute Empfehlung für die Wahl der technischen Lösung zur Notstromversorgung nur schwer möglich.

Nachfolgende Fragen sind jedenfalls vorab genau abzuklären:

  1. Welche elektrische Leistung (Kilowatt) haben meine elektrischen Geräte, Maschinen und Steuerungssysteme, die ich im Ernstfall versorgen muss?
  2. Welche Geräte (z. B. Kühlung, Milchpumpe) müssen gleichzeitig in Betrieb sein? Welche Geräte können nacheinander in Betrieb genommen werden?
  3. Wie lange müssen meine Geräte (z. B. Ventilator 24 h/365 Tage) laufen?
  4. Zu welcher Tages- und/oder Jahreszeit müssen die Geräte (z. B. Heizung) in Betrieb sein? Wie wahrscheinlich ist die Verfügbarkeit meines Sonnenstroms?

Die Notstromversorgung dient nur zur Notversorgung der wichtigsten Maschinen und Geräte und nicht zur Aufrechterhaltung des Normalbetriebs!

Notstromversorgung mit Zapfwellenaggregat oder Dieselaggregat Für landwirtschaftliche Betriebe ist ein Zapfwellenaggregat der beste und günstigste Schutz gegen einen Stromausfall. Da wir unsere Traktoren als Antrieb verwenden können, sind selbst Zapfwellenaggregate mit großem Leistungsvermögen vergleichsweise günstig in der Anschaffung.
Egal wie lange der Stromausfall dauert, das Zapfwellenaggregat liefert verlässlich den Strom in ausreichendem Umfang. Ein Dieselaggregat hat dieselben Eigenschaften wie ein Zapfwellenaggregat. Da der Antriebsmotor mitgekauft werden muss, sind die Kosten höher. Zusätzlich muss der Motor laufend gewartet werden. Für Betriebe, die über nur einen Traktor verfügen oder eine schnelle Notstromumschaltung benötigen (z. B. Hühnerstall), kann dies jedoch die bessere Variante sein.

Auslegung des Zapfwellenaggregates Als Erstes wird die Leistung (kW) aller für den Ernstfall zu versorgenden elektrischen Verbraucher zusammengezählt. Die sich daraus ergebende Geräteleistung in kW wird mit dem Faktor 1,6 multipliziert und ergibt die Generatorleistung in kVA.
Um die für den Betrieb des Zapfwellenaggregates erforderliche Traktorleistung in kW zu erhalten, wird die Generatorleistung, in Abhängigkeit vom Traktoralter, mit dem Faktor 2 bis 3 multipliziert. Grundsätzlich sollte die richtige Auslegung des Zapfwellenaggregates mit dem Elektriker abgeklärt werden.
Beispiel: Ein Milchviehbetrieb benötigt für die Aufrechterhaltung seiner Milchproduktion eine elektrische Leistung von 20 kW. Daraus ergibt sich eine erforderliche Generatorleistung von 32 kVA. Für den reibungslosen Betrieb des Notstrom­aggregates ist ein Traktor mit einer Leistung von 64 kW (87 PS) bis 96 kW (130 PS) erforderlich.

Auswahl des Zapfwellengenerators Die Notstromversorgung in einem landwirtschaftlichen Betrieb sollte auf Dauerbetrieb ausgelegt sein. Ein qualitativ hochwertiges Zapfwellenaggregat stellt für diese Bedingung die Grundlage dar. Beim Kauf eines Zapfwellenaggregates ist darauf zu achten, dass der Generator für einen Dauerbetrieb geeignet ist. Nur so ist gewährleistet, dass ein problemloser Notstrombetrieb über Stunden und Tage hinweg aufrechterhalten werden kann.

Notstromversorgung mit Zapfwellengenerator, PV-Anlage und Stromspeicher Technisch gibt es auch die Möglichkeit, einen Zapfwellengenerator mit einem Batteriespeicher zu koppeln. Dies funktioniert jedoch nicht mit den am Speichermarkt erhältlichen Standardkomponenten, sondern erfordert ein spezielles technisches Equipment. Die Kosten für einen Parallelbetrieb sind enorm hoch, sodass solche Projekte für ganz spezielle Anwendungsfälle geplant und umgesetzt werden. Beispielsweise in Gemeinden, wo ein Traktor-Zapfwellengenerator im Notfall einzelne Batteriespeicher bei kritischen Infrastrukturen lädt (z. B. Kläranlage, Arzt­praxis, Feuerwehr). Die Anbieter von Batteriewechselrichtern arbeiten jedoch an standardisierten und kostengünstigeren ­Lösungen.