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Weltweite Agrarpreise bis 2026 niedrig?

Die realen Preise für die meisten Agrar- und Fischereierzeugnisse dürften in den nächsten zehn Jahren weltweit einem leichten Abwärtstrend folgen und unter früheren Höchstständen bleiben, heißt es in dem Agrarausblick 2017 bis 2026 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie der Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Die niedrigeren Preise führen die beiden Organisationen sowohl auf den verlangsamten Nachfragezuwachs in Schwellenländern als auch auf den politisch gesteuerten verringerten Bedarf an Biokraftstoffen zurück. Zusätzlich würden die Aufstockung der Getreidebestände um 230 Mio. t im vergangenen Jahrzehnt sowie die reichhaltigen Bestände anderer Agrarrohstoffe das Preisniveau voraussichtlich niedrig halten.

OECD und FAO rechnen in ihrem jüngsten Landwirtschaftsausblick mit einem stabilen Bedarf an Grundnahrungsmitteln mit Ausnahme der am wenigsten entwickelten Länder. Die zusätzlich nachgefragten Kalorien und Proteine sollen über den betrachteten Zeitraum vermutlich durch Pflanzenöle, Zucker und Milchprodukte gedeckt werden. Das Wachstum bei der Fleischnachfrage werde zurückgehen, da kein anderer Akteur China als Triebkraft dieses Wachstums ersetzen wird.

Laut den Experten hat das Nachfragewachstum bei Ethanol und Biodiesel aufgrund niedrigerer Preise für fossile Brennstoffe und geringerer Anreize durch staatliche Fördermaßnahmen nachgelassen. Obwohl die Energiepreise voraussichtlich steigen werden, dürfte die Nachfrage nach Rohstoffen für Biokraftstoffe, insbesondere Mais und Zuckerrüben für die Ethanolproduktion und Pflanzenöl für die Biodieselproduktion, nur langsam wachsen – abgesehen von maßgeblichen Entwicklungsländern, in denen die Nachfrage durch proaktivere nationale Politikmaßnahmen forciert werde.

Das künftige Produktionswachstum im Ackerbau wird in dem Ausblick größtenteils auf eine Steigerung der Ernteerträge zurückgeführt. Das Ertragswachstum könnte geringfügig abnehmen, die Produktionsleistung aber erhöht werden, indem große Ertragslücken geschlossen werden, die – insbesondere in Subsahara‐Afrika – nach wie vor bestehen. Die Experten rechnen damit, dass die globalen Getreideanbauflächen nur geringfügig zunehmen, während das Areal für Sojabohnen weiter steigen dürfte, um die Nachfrage nach Futtermitteln und Pflanzenöl zu decken.

Zugewinne beim Ertrag könnten zu 85% bei der Steigerung der Weizenproduktion und zu 90% bei einer erhöhten Maisproduktion eine Rolle spielen, wobei die Zunahme der Erntefläche insgesamt bei 2% gesehen wird. Im Gegensatz dazu wird eine Ausweitung des Sojabohnengebiets um 14%, vor allem in Südamerika, prognostiziert, was etwa 60% des weltweiten Produktionsanstiegs ausmacht.

Die Fleisch‐ und Milchproduktion werde sowohl durch eine Erhöhung der Tierbestände als auch eine Steigerung der Produktionsleistung pro Tier wachsen, wobei weiterhin große Unterschiede bei der Produktionsintensität bestehen, lautet die Prognose bis 2026. Fast die Hälfte des gesamten Anstiegs der Fleischproduktion im Verlauf des Zehn-Jahres-Zeitraums entfalle hier auf die Zunahme der Geflügelproduktion. Die Milcherzeugung dürfte den Schätzungen zufolge schneller wachsen als im vorangegangenen Zehn-Jahres-Zeitraum, insbesondere in Indien und Pakistan.