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VÖM zieht Bilanz über 2022

2022 sei für die Milchwirtschaft außergewöhnlich gewesen. Nie für möglich gehaltene Teuerungen bei Energie, Rohstoffen und weiteren Vorleistungen bei Landwirten und Verarbeitern sowie Verunsicherungen durch den Ukraine-Krieg hätten auf den Milchmärkten zu hoher Volatilität und Preissteigerung geführt. Dennoch hätten österreichische Milchprodukte um bis zu 10% niedrigere Teuerungsraten verzeichnet als deutsche, wobei hierzulande auch die Erzeugerpreise trotz einer Steigerung um gut ein Viertel niedriger als bei den deutschen Nachbarn gewesen seien. Grund dafür und für eine verzögerte Kostenabgeltung könnte die hohe Konzentration des Lebensmittelhandels in Österreich sein. Einzelne Handelsvertreter hätten öffentlich davon gesprochen, dass einige Kostensteigerungen im Einkauf hätten abgewehrt werden können. Derzeit fielen aber die Notierungen wieder, der Zenit dürfte überschritten sein, so der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), Helmut Petschar, und ihr Geschäftsführer Johann Költringer bei einem Pressegespräch zur Bilanz von 2022 und zum Ausblick auf 2023.

Im Gegensatz zur EU mit einer ausgeglichenen Anlieferung sei die Gesamtanlieferung von Milch in Österreich 2022 zum Jahr davor um 2,9% auf 3,5 Mio. t gestiegen. Im Jänner 2023 habe sich der Anstieg auf 0,8% verlangsamt. Der Anteil an Biomilch ist von zuvor 19,4% auf 18,9% zurückgegangen.

2022 habe sich vor dem Hintergrund der Kostenexplosion hierzulande der durchschnittliche Auszahlungsbetrag an die Bauern für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen von brutto 44,82 Cent/kg (2021) um 26,5% auf brutto 56,72 Cent/kg erhöht. Der Außenhandelssaldo sei mit 643 Mio. Euro (+29,4%) positiv gewesen, die Exportquote bei 45% des Umsatzes gelegen. Dennoch seien Vorwürfe einer Bereicherung der Milchwirtschaft ungerechtfertigt, die bisher schon schlechte Ertragslage sei vielmehr noch weiter – gegen null oder sogar ins Negative – gefallen.

Die Zahl der Milchbauern habe auf 23.178 abgenommen, wobei jeder im Durchschnitt 151 t Milch angeliefert habe. Angestiegen sei der Milchkuhbestand um 4,6% auf 550.554. Der Umsatz aus dem Milchverkauf je Landwirt habe um 34% auf 85.654 Euro zugelegt.

Leidiges Thema sei die verpflichtend Herkunftskennzeichnung von Milchprodukten. Mit September komme diese zwar in der Gemeinschaftsverpflegung. Für Gastronomie und Verarbeitungsprodukte gebe es noch immer keine Lösung und EU-Vorschläge seien überfällig. Zu weiteren Gesetzesvorhaben der EU im Green Deal oder der Farm to Fork-Strategie sagte Petschar eingedenk jetzt schon hoher Standards hierzulande: „Diese müssen so ausgestaltet werden, dass sie eine nachhaltige und regionale Produktion fördern und unterstützen, Bürokratie und Auflagen für Landwirte und Betriebe bewältigbar sind und Mehraufwendungen entsprechend honoriert werden.