Verein „Green Care“ will mit Gemeinden zusammenarbeiten
Was brauchen die ländlichen Regionen Österreichs, um für die dort lebenden Menschen und die kommenden Generationen als Lebensort attraktiv zu sein? Und was können die aktiven land- und forstwirtschaftlichen Betriebe neben ihren primären Aufgaben als Erzeuger hochwertiger Lebensmittel und Erhalter der Kulturlandschaft noch dazu beitragen? Diesen Fragen widmet sich der Verein Green Care Österreich seit der Vereinsgründung im Juli 2015. Durch die Etablierung notwendiger Strukturen, durch Beratung, Ausbildung und Medienarbeit hat der Verein die Basis für innovative soziale Dienstleistungen der bäuerlichen Familienbetriebe in ganz Österreich gelegt. Die Umsetzung zahlreicher Projekte auf bäuerlichen Betrieben gemeinsam mit Institutionen und Sozialträgern zeugen vom Erfolg des Vorhabens „Green Care – Wo Menschen aufblühen“. Nun beschreitet der Verein eine neue Ebene, indem er die innovativen Green Care-Initiativen direkt in den Gemeinden und bei den Bürgerinnen und Bürger verankern will.
„Allein seit dem Start der Zertifizierung von Bauernhöfen im Jahr 2015 haben aktuell 43 Betriebe nach einem strengen Audit durch eine externe, unabhängige Kontrollstelle, die genauestens prüft, ob alle Kriterien erfüllt sind, mit der Green Care-Hoftafel die höchste Qualitätsauszeichnung erlangt. Wir haben jedes Jahr unzählige Anfragen und einige Hundert Beratungstermine mit interessierten Bäuerinnen und Bauern und führen Dutzende Kooperationsgespräche mit Sozialträgern sowie Institutionen. Auch im Rahmen des österreichischen Ratsvorsitzes war Green Care Thema einer der zahlreichen Sitzungen“, fasst Vereins-Obmann Robert Fitzthum die Entwicklung der jüngsten Vergangenheit zusammen. „Nun gehen wir damit direkt in die Gemeinden, um den dort Verantwortlichen die innovativen, sozialen Möglichkeiten der lokalen bäuerlichen Betriebe für die Ortsbevölkerung vorzustellen. Konkret geht es dabei um zwei neue Green Care-Angebote: zum einen die Gesundheitsförderung und zum anderen die Entlastung von pflegenden Angehörigen. Entsprechende Projekte wollen wir gemeinsam mit den Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern sowie interessierten Bäuerinnen und Bauern, dem Bedarf vor Ort angepasst, entwickeln und umsetzen.“
Beim Auszeithof schaffen Landwirte nach Abschluss des LFI-Zertifikatslehrgangs „Green Care – Gesundheit fördern am Hof“ für Personen jeden Alters ein spezifisch gesundheitsförderliches Angebot mit und durch die Natur. Das Besondere an Green Care Auszeithöfen ist, dass nicht die kurzfristige Entspannung oder das Wellness-Angebot im Mittelpunkt stehen, sondern es werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch gezielte gesundheitsfördernde Angebote Wege zu einem gesünderen und stressfreieren Alltag aufgezeigt. Dabei gehen Theorie, Erleben und anschließende Reflexion zu Themen wie Bewegung, Ernährung und einen wohltuenden Lebensstil Hand in Hand. Sich selbst aktiv mit der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen und das in einer belebenden und naturnahen Umgebung. „Die Betriebe ergänzen vielfach ihre eigenen Kompetenzen durch die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Gesundheitsbereich“, betont Green Care-Geschäftsführerin Nicole Prop. „Studien zufolge wird die Mehrheit der Krankenstandstage in Europa durch beruflichen Stress ausgelöst, in Österreich benötigen immer mehr Menschen Hilfestellung im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention“, so Prop.
„Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der über 65-Jährigen in Österreich laut Statistik Austria auf bis zu 2,64 Mio. steigen. Die Demenzerkrankungen in Österreich steigen von derzeit 115.000 auf 230.000 im Jahr 2050, laut BMASGK. Überwiegend (ca. 80%) werden pflegebedürftige Menschen in Österreich zu Hause betreut, wobei es bislang kaum Entlastungsmöglichkeiten für Personen gibt, die rund um die Uhr für einen kranken oder alten Menschen da sind. Daher werden wir unser Produktportfolio um sogenannte ‚Demenzbauernhöfe‘ erweitern“, kündigt Prop an. Dabei handelt es sich nicht um eine Pflege im herkömmlichen Sinn, sondern um eine qualitative mehrstündige Alltagsbegleitung und Betreuung von demenzerkrankten Personen. Dieser Aufenthalt auf dem bäuerlichen Betrieb verbessert nicht nur das Wohlbefinden der Betroffenen und fördert ihre Beziehungsfähigkeit, sondern bringt durch die Nähe zum Wohnort auch eine nennenswerte Entlastung für die betreuenden Familienangehörigen.
Die Weichen für die Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Gemeindebund wurden vor einem Jahr gelegt. Und auch etwa ein Viertel der 77 LEADER-Regionen hat Green Care-Angebote als Priorität in ihrer Strategie verankert. Das Vorhaben „Green Care – Wo Menschen aufblühen“ ist zudem im Masterplan der Bundesregierung für den ländlichen Raum verankert. „Auch wenn Green Care nur in einem Punkt des Masterplans explizit genannt wird, decken unsere Green Care-Angebote zahlreiche andere Schwerpunkte, wie die interkommunale Zusammenarbeit, die Gesundheitsförderung, die zeitgemäße Altenbetreuung sowie flexible Kinderbetreuungsangebote ebenfalls mit ab“, so Fitzthum. „Somit bieten die Bäuerinnen und Bauern auf ihren Familienbetrieben nicht nur individuelle Lösungen für lokale Herausforderungen an, das Vorhaben ‚Green Care – Wo Menschen aufblühen‘ schafft beziehungsweise erhält dringend benötigte Arbeitsplätze in den Regionen und erzeugt sowie sichert dort die Wertschöpfung. Das ist ein wesentlicher Beitrag, den die heimische Landwirtschaft durch Green Care zur Lebensqualität aller beiträgt“, so Fitzthum.