Trocknung sichert Heuqualität
Hochqualitatives Heu, insbesondere für die Milchviehfütterung (Heumilchbetriebe), wird schon seit vielen Jahren mithilfe von Trocknungsanlagen hergestellt. Diese hohe Qualität und mehr Unabhängigkeit vom Wetter sind die Hauptargumente für eine Heutrocknung.
Von Susanne Ohl
Da das Heu mittels Warmbelüftung oder Luftentfeuchtertechnik innerhalb kürzester Zeit auf Trockenmasse-Gehalte über 90 Prozent getrocknet wird, haben unerwünschte Mikroorganismen keine Chance, sich zu vermehren. Der Vorteil der Einfuhr von etwas feuchterem Erntegut mit einem TM-Gehalt 65 bis 75 Prozent liegt unter anderem in der Verkürzung der Feldliegezeit, wodurch Bröckelverluste minimiert und kürzere Erntezeitfenster genutzt werden können. Das Erntegut wird entweder als loses Heu in der Trocknungsbox oder in Ballen gepresst nachgetrocknet.
Am weitesten verbreitet sind bisher stationäre Anlagen. Lose eingefahrenes Erntegut kann nach der Trocknung zu Ballen gepresst werden, dabei ist zur Vermeidung von Bröckelverlusten auf einen materialschonenden Umgang mit dem Heu zu achten. Auch die Standard-Ballentrocknung ist mehr oder weniger fest in einer Halle installiert. Ein besonders wichtiges Kriterium für das Gebäude, in dem die Trocknungsanlage untergebracht ist, ist das Erfordernis von Öffnungen im Dachfirst zum Entweichen der feuchten Abluft. Das gilt für beide Trocknungsformen, ein geöffnetes Hallentor reicht nicht aus.
Eine weitere Trocknungstechnologie, die mittlerweile immer stärker nachgefragt wird, sind mobile Ballen-Heutrocknungsanlagen, bei denen bereits gepresste Ballen auf einem Lkw-Auflieger weiter getrocknet werden. Ihr Vorteil: Eine mobile Anlage lässt sich leicht überbetrieblich einsetzen und könnte beispielsweise über Maschinenringe oder eine Maschinengemeinschaft finanziert werden.
Im Heulager sind geringe Luftfeuchten von unter 50 Prozent und ein möglichst geringer Luftaustausch von Vorteil, um ein Rückbefeuchten zu vermeiden. Es hat sich auch bewährt, ein Heuvlies als zusätzliche Kondensationsfläche über die Ballen zu ziehen.
Unabhängig davon, ob loses Heu in der Heubox oder Ballen getrocknet werden, ist der Radialventilator das zentrale Element einer Trocknungsanlage. Grundsätzlich ist die Verwendung kalter Luft zur Trocknung möglich. Es besteht jedoch ein hohes Risiko, das Heu weiter anzufeuchten, insbesondere in Regenperioden. Idealerweise wird angewärmte Luft verwendet, die einfachste und günstigste Möglichkeit ist tagsüber bei Sonnenschein die Dachabsaugung (doppelte Dachhaut erforderlich).
Nachts und bei kühler/feuchter Witterung ist allerdings eine zusätzliche Wärmequelle oder das Entfeuchten der Zuluft erforderlich und heute in effizienten Heubelüftungsanlagen Standard.
Bei einem Umluftkonzept oder dem Einsatz eines Abluft-Zuluft-Wärmetauschers erhöht sich die Energieeffizienz der Anlage zusätzlich durch eine Wärmedämmung der Heubergehalle, der Zuluftkanäle vor allem bei Rundballenbelüftungen sowie durch einen möglichst kleinen und genau definierten Umluftbereich. Als Faustzahl für den Wärmebedarf ohne energieeffiziente Technik kann mit 1,5 kW thermisch pro Quadratmeter Boxenfläche gerechnet werden.
Da die Trocknungsluft von unten in die mit dem Erntegut befüllte Heubox geleitet wird und auf dem Weg nach oben Wasser aufnimmt, erfolgt der Trocknungsprozess von unten nach oben. Zu niedrige TM-Gehalte und zu große Füllhöhen über drei Meter sind unbedingt zu vermeiden, da es sonst in der obersten Schicht, der sogenannten Kondensationsschicht, zu länger anhaltender Feuchte kommen kann, was zur Beeinträchtigung der Futterhygiene führt.
Für die Ausgestaltung des Boxenbodens haben sich Metallgitter oder Holzlattengerüste bewährt, zum gleichmäßigen Befüllen mit dem Heukran werden Höhenmarkierungsstreifen verwendet. Die maximal sinnvolle Höhe liegt bei fünf Meter, das Erntegut ertragreicher Schnitte wird in so einer Box in drei Chargen getrocknet. Das heißt, wenn eine Charge nahezu trocken ist, wird die nächste darüber eingelagert und dann getrocknet.
Der Trocknungsprozess dauert etwa drei bis vier Tage, anschließend folgt eine Intervall-Nachbelüftung für etwa eine Woche, bis die Luftfeuchte der Abluft unter 50 Prozent liegt. Das fertige Heu kann anschließend mittels Heukran in eine weiter hinten liegende Box umgelagert oder zu Ballen gepresst werden, um die besser zugängliche Box am Eingang für den nächsten Schnitttermin wieder frei zu bekommen. Ein weiterer Vorteil des Umlagerns ist es, dass bei der Nachbelüftung durch die neue Lagerung des Heus eine sicherere Lagerstabilität erreicht wird.
Zur Ballentrocknung wird die Luft über einen Bodenkanal verteilt und von unten in die Ballen geleitet. Der Mindest-TM-Gehalt liegt für Rundballen bei 65 Prozent, für Quaderballen bei 75 Prozent. Nach zwölf Stunden sind die Ballen zu wenden, nach 24 Stunden sollte die Trocknung bei den meisten Ballen abgeschlossen sein. Damit die Luft an den Ballenseiten entweichen kann, sind Abstände zwischen den Ballen vorzusehen. Hinzu kommt eine ausreichend bemessene Rangierfläche.
Tipps vom Praktiker Folgende Vorüberlegungen sind wichtig, um die betrieblichen Gegebenheiten auf das neue Verfahren auszurichten:
- Eine gute Heuqualität bedarf einer intensiven Grünlandpflege und Auswahl von Gräsern. Obergräser sind stängeliger und lassen daher die Trocknungsluft besser durch.
- Die Anlage ist so zu dimensionieren, dass sie zu den Grünlandflächen und Erträgen passt.
- Große Schläge sind für die Vortrocknung von Vorteil, da diese weniger stark durch umliegende Vegetation beschattet werden.
- Eine kurze Feldliegezeit ist anzustreben, zum Beispiel maximal 60 Stunden, um eine Restfeuchte von 40 Prozent für den Einsatz in der Heubox zu erzielen.
- Besonders günstig ist es, wenn der Wind durch das leicht aufgestellte Erntegut fahren kann. Bereits einfahrbereite Partien können deswegen schon eher ins Schwad gelegt werden, um ein Ausbleichen zu vermeiden.
Fazit In der Milchviehhaltung wird heute die Grundfutterversorgung meist auf Silagebasis vorgenommen, doch auch hier hat gutes Heu aufgrund seiner ernährungsphysiologischen Eigenschaften seine Berechtigung. Heutrocknung ist daher auch für die Milchviehhaltung eine mögliche Alternative, um gutes Grundfutter herzustellen. Wenn durch den Klimawandel zukünftig nur noch enge Zeitfenster zur Heuproduktion zur Verfügung stehen, können Heutrocknungsanlagen dazu beitragen, die Qualität zu sichern. Weiterhin können Heutrocknungsanlagen auch neue Einkommensalternativen schaffen, beispielsweise zur Vermarktung ungenutzter Grünlanderträge, Produktion von Luzerneheu oder als Erweiterung des Abwärmekonzepts von Biogasanlagen.
Dr. Susanne Ohl, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Deutschland