Foto: Lindner

Stark in der Nische

Seit heuer betreibt das Tiroler Landtechnikunternehmen einen eigenen Standort in Boltzheim im Elsass, um noch gezielter Kunden in Frankreich, der französischsprachigen Schweiz und im angrenzenden Deutschland zu betreuen.

Als Spezialist für Berglandwirtschaft, aber auch für Spezialkulturen wie Wein, Hopfen oder Walnüsse, habe sich Lindner seinen Platz neben den Großen am Traktormarkt gesichert. “Unsere Stärke liegt in der Nische“, meinte David Lindner, Marketingchef der Firma und nun auch Geschäftsführer von Lindner Frankreich.„Wir decken das ab, was sich für andere aufgrund der geringeren Stückzahlen nicht auszahlt“, Das spiegle sich auch in der Händlerstruktur wieder. So gebe es „fast keinen reinen Lindner-Händler. Wir sind die Ergänzung zum Sortiment der Komplettanbieter.“ Daher akzeptiere etwa auch der US-Konzern John Deere die Tiroler Maschinen im Lagerhaus-Sortiment seines österreichischen Generalimporteurs. Eine Strategie, die der Weltkonzern sonst so gut wie nirgends zulasse.

Aus der Spezialisierung auf maßgeschneiderte Lösungen würden besondere Kundenbeziehungen resultieren. „Wir bieten etwa bei jedem Käufer eines Lintrac oder Unitrac bei der Auslieferung ein Fahrertraining an. Jede Woche findet ein Kurs mit zwölf Teilnehmern statt“, sagt David Lindner. Auch könne kein anderer Hersteller in einem derartigen Ausmaß Sonderlösungen ab Werk anbieten. So werden im Werk Kundl Traktoren speziell für die Bedürfnisse von querschnittsgelähmten Landwirten umgebaut. In den Weingärten um Fels am Wagram wiederum läuft derzeit ein Testtraktor, der sich mittels Laser-Scanner an den Rebzeilen orientiert. Damit will man ermüdende Tätigkeiten wie das Stockräumen künftig automatisieren.

Mit dem Lintrac bietet Lindner einen Traktor für Tätigkeiten an, für die ein Landwirt sonst mehrere teure Maschinen anschaffen müsste. Der hohe Preis für das stufenlose, allradgelenkte Premiummodell lasse sich leicht relativieren: „Früher haben viele Bauern sieben Geräte am Hof gehabt. Da sind auf einen Transporter, der 100.000 Euro gekostet hat, dann vielleicht 150 Betriebsstunden pro Jahr draufgefahren worden“.

Rund 800 Lintrac 90 wurden bisher verkauft. 225 Lintracs pro Jahr will man künftig auf den Markt bringen. Derzeit rollen auch die ersten Lintrac 110 vom Band, die kräftigere und bulligere Variante für neue Märkte. Gerade im alpinen Bereich Frankreichs sei eine solche Maschine gefragt, meint David Lindner. Und ein weiterer Grund dafür, warum man sich zu dem neuen Standort im Dreiländereck Frankreich-Schweiz-Deutschland entschieden habe.

Aktuell baut Lindner pro Jahr rund 1.100 Traktoren und 200 Transporter. Das Lindner heuer in der Traktoren-Verkaufsstatistik für Standardtraktoren von Jänner bis September übrigens kräftig von beinahe 18 auf unter neun Prozent Marktanteil gefallen ist, habe folgenden Grund: „Wir haben im Vorjahr viele Maschinen am Werk im Kundl angemeldet, damit sie nicht unter die Vorgaben der neuen ‚Mother Regulation‘ der EU fallen“ Das habe Lindner im Vorjahr in der Statistik nach oben gespült. Wenn die Maschinen jetzt verkauft werden, werden sie nicht mehr als Neuzulassung registriert.

STEFAN NIMMERVOLL

www.lindner-traktoren.at