Stärkekartoffelbauern tagten im Waldviertel
Niederösterreich war vom 4. bis 6. September Hotspot der europäischen Stärkekartoffelbranche. Als Gastgeber der Generalversammlung des europäischen Stärkekartoffelverbandes (CESPU), die jedes Jahr von einem anderen europäischen Mitgliedsland ausgetragen wird, machten heimische Vertreter auf regionale Besonderheiten und Herausforderungen aufmerksam. Besucht wurden die Bezirke Gmünd, Zwettl und Waidhofen/Thaya. Hinsichtlich der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Kartoffelstärke, die etwa in Lebensmitteln, Baustoffen oder in Kosmetikprodukten enthalten ist, diskutierten die Experten ausführlich über künftige Strategien, um am Puls der Zeit zu bleiben. Weiteres Highlight bei diesem Treffen war die Neuwahl des Verbandspräsidenten. Für die nächsten drei Jahre steht nunmehr Kasper de Graaf aus den Niederlanden an der Spitze des Verbandes.
Die Ziele für seine Funktionsperiode sind für den frischgebackenen Präsidenten klar gesteckt: „Die EU muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen beziehungsweise erhalten, um auch in Zukunft erfolgreich Stärkekartoffel produzieren zu können. Traditionell findet die Stärkekartoffelproduktion in vielen europäischen Ländern, oftmals in den benachteiligten Gebieten, statt. Wo Speisekartoffel oder andere ‚höherpreisigere‘ Marktfrüchte aufgrund von Bodenbeschaffenheit, Klima und struktureller Einschränkungen nicht angebaut werden können, bietet die Stärkekartoffelproduktion für Landwirte ein wichtiges Standbein. Deshalb ist es nicht hinzunehmen, dass die Branche zuletzt mit vielen Einschränkungen bei den Betriebsmitteln wie Pflanzenschutz zu kämpfen hatte.“ Zusätzlich weist de Graaf darauf hin, dass die Kartoffelstärke ähnliche Eigenschaften hat, wie die zumeist in Asien erzeugte Tapiokastärke. „Hier muss die Wettbewerbsfähigkeit für unsere Betriebe erhalten bleiben. Sowohl bei der Produktion als auch bei Handelsabkommen muss auf unseren Sektor besonderes Augenmerk gelegt werden“, so der Neo-Präsident.
Dabei ortet Gerhard Bayer, der Obmann der Vereinigung Österreichischer Stärkekartoffelproduzenten, auch im Rahmen der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Handlungsbedarf. „Wir müssen alle Möglichkeiten, die uns die Ausgestaltung der neuen GAP bietet, auch ausschöpfen. Dafür ist es notwendig, dass wir als Branche europaweit an einem Strang ziehen und das über alle Unterschiede hinweg. Denn in Österreich sind wir beispielsweise im internationalen Vergleich sehr kleinstrukturiert. Dennoch sorgen wir damit für eine gute Wertschöpfung, besonders im Hauptanbaugebiet Waldviertel.“ Stellen derartige Unterschiede die Länder vor vielfältigste Herausforderungen, so plädiert Bayer dennoch klar dafür, mit einer starken Stimme zu sprechen, um in der EU gehört zu werden.