Schieder will „weniger Geld für Kühe“
Der Wahlkampf rückt näher. Zumindest lässt sich das aus den immer provokanter werdenden Aussagen der heimischen Spitzenpolitik ableiten. Jüngstes Beispiel: SPÖ-Klubchef Andreas Schieder, der auch als möglicher Nachfolger von Wiens Bürgermeister Michael Häupl gehandelt wird, lässt in einem Gespräch mit dem Gratisblatt „heute“ ausrichten, dass die Europäische Union künftig „weniger Geld für Kühe und mehr für Infrastruktur“ ausgeben solle. Die EU solle die Krise für Reformen nutzen, stellt Schieder die Höhe der Zahlunge für die Landwirtschaft in Frage.
Erwartbar ebenso scharf die Replik der ÖVP: Bauernbund-Präsident Jakob Auer, der sich zuletzt medial recht rar gemacht hatte, bezeichete Schieders Vorschlag in einer Aussendung als „unqualifizierten Senf“. Er sehe zwei Erklärungsansätze, so Auer: „Entweder will Schieder durch diese provokante Äußerung eine neue Verteilungs- und Neiddebatte vom Zaun brechen.“ Oder aber: „Schieder fehlen einige ganz grundsätzliche Einsichten über den Zusammenhang von Stadt und Land.“ Das könn man von einem gebürtigen Wiener, der in der Wiener Arbeiterkammer seinen Prägestempel erhalten habe, offenbar auch nicht erwarten.
Auers Pendant bei den Jungbauern, Stefan Kast assistiert: „Für den ländlichen Raum wäre eine Umschichtung der EU-Gelder eine Katastrophe, schließlich sichern diese über 100.000 Arbeitsplätze in den Regionen.“ Ohne diese Unterstützung würde die Industrialisierung des Agrarsektors massiv voranschreiten. „Will Schieder das?“, so Kasts rhetorische Frage. Zurzeit liege der Anteil der Agrargelder bei etwa 38% des EU-Budgets. Dieser ergebe sich nur daraus, da die Landwirtschaftspolitik der einzig vergemeinschaftete Politikbereich sei. „Wenn man die Gesamtbudgets der EU-Staaten näher betrachtet, kann man feststellen, dass die Ausgaben für die Land- und Forstwirtschaft unter 1% liegen.“