Präzisionsarbeit statt Standardverfahren
Der deutsche Maschinenbauer Horsch zeigte im thüringischen Ronneburg seine aktuelle Kollektion. Eigentümer PHILLIP HORSCH umriss dabei auch seine Zukunftsvision. STEFAN NIMMERVOLL war dabei.
Bei 1,1-Milliarden Euro-Konzern Horsch versteht man sich als mittlerweile als globaler Anbieter für den Ackerbau. Dementsprechend tendierten bei der Präsentation der Neuheiten für die Landtechnik-Leitmesse Agritechnica die Arbeitsbreiten eindeutig in Richtung XXL. So ist zum Beispiel der Finer XL der große Bruder der bestehenden Federzinken-Grubber-Reihe und nun in Arbeitsbreiten von 7 und 8 Metern verfügbar. Der Cruiser 12 XL ist ein Flachgrubber, der sich besonders für den Stoppelsturz nach dem Dreschen eignet. Die Versa 7 SW ist eine Kreiselegge mit einer Arbeitsbreite von 7,20 Meter und einem Doppeltank im Volumen von 6.300 Liter. Sie kombiniert Saatbettbereitung und Aussaat.
Genau für diese Sätechnik ist das Horsch ebenfalls bekannt. Hier erweitert das Unternehmen sein Sortiment um die Pronto 9 DC (Arbeitsbreite 8 und 9 Meter). Die Scheibensämaschine ist primär für schwere und steinige Böden ist gedacht und soll auch unter herausfordernden Bedingungen die gewünschte Bodentiefe optimal halten. Die Avatar LC bewältigt in der Mulch- und Direktsaat 12 Meter und kann bei einem Tankvolumen von 9.400 Litern drei verschiedene Komponenten gleichzeitig ausbringen. Der „King“ ist aber eindeutig die Avatar 66.10 TD. Sie erreicht mit 80 Säscharen sogar eine Breite von 20 Meter und wurde primär für den nordamerikanischen Markt konstruiert. Neben diesen Giganten gibt es aber auch Lösungen, die für den österreichischen Markt interessant sein können. So wird die Universalgrubber-Baureihe mit dem Fortis LT kompakter. Auf 4,60 bis 6,75 Meter und in bis zu 30 Zentimeter Tiefe wird mit ihm feine Erde erzeugt. Auch der Tiger-Grubber brüllt künftig mit den SL-Modellen der bewährten Baureihe in einer kleineren Version für den Dreipunkt-Anbau. Horsch empfiehlt dafür dennoch Traktoren von 240 PS aufwärts.
Firmenchef Philipp Horsch machte in seiner Ansprache im Werk in Ronneburg auf den Wandel im Ackerbau aufgrund der schwierigen Marktlage aufmerksam: „Fehler werden nicht mehr verziehen, schwache Betriebe geben auf, gute haben die Chance zu wachsen.“ Deshalb würden immer weniger Standardverfahren angewendet, die Präzisionsbodenbearbeitung sei im Kommen. „Wenn Betriebe wachsen, kaufen sie nicht mehr die zweite oder dritte gleiche Maschine, sondern gehen ganz bewusst in andere Varianten, um mehr Flexibilität zu haben.“ Trotz seiner Größe gehe das Unternehmen genau auf die speziellen Kundenwünsche ein. „Bei den vielen global unterschiedlichen Anforderungen können wir mittlerweile einen großen Blumenstrauß anbieten.“ Generell sieht Horsch einen gewissen Trend zurück zum stärkeren Eingriff in den Boden. „In den letzten 20 oder 30 Jahren ist die Direktsaat wie die Sau durchs Dorf getrieben worden. Jetzt kommt die spezifische Bodenbearbeitung zurück.“ Es gehe nicht mehr um Ideologie, sondern um einen intelligenten Einsatz der Verfahren, je nachdem wie es in der Fruchtfolge passt.
Beim Pflanzenschutz ist es die künstliche Intelligenz, die die Entwicklung vorantreibt, meinte Theodor Leeb, der gemeinsam mit Horsch einen Firmenableger in dieser Sparte führt. Mit einem Drohnenüberflug vor der Anwendung wird die Punktspritzung von Unkräutern möglich. Die Einsparung des Mittels beträgt dabei 25 bis 30 Euro pro Hektar, ist aber nicht das Hauptargument. „Jedes Herbizid schwächt mit seiner Phytotoxizität auch die Kulturpflanze. Mit dem Verzicht auf eine vollflächige Spritzung sind bei der Rübe zum Beispiel 300 Euro Zuckerertrag mehr pro Hektar möglich.“ Generell geht es bei den neuen Geräten derzeit aber meist um mehr Tankvolumen und ein breiteres Gestänge. Leeb: „48 ist das neue 36 Meter. Wir haben auch schon Anfragen zu 54 Metern, aber irgendwann sind die Grenzen der Physik gesprengt.“
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