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Nutzhanffasern: G`frett und Segen

Ein Segen für die Herstellung von Seilen, ein Fluch bei der Ernte: die widerstandsfähigen Fasern von Nutzhanf. Aufgrund seiner fasrigen Beschaffenheit kommen für die Ernte von Faserhanf Spezialmaschinen mit extra scharfem Schneidwerk zum Einsatz. In Praxisversuchen untersuchten die Wissenschaftler des TFZ in Straubing die vielfältige Nutzpflanze. Neben den Erntemöglichkeiten für Korn-, Blüten- und Fasernutzung standen der Düngebedarf sowie die optimalen Anbaubedingungen im Vordergrund. Voraussetzung für einen erfolgreichen Hanfanbau ist die Wahl des optimalen Saatzeitpunktes und eine mechanische Unkrautbekämpfung in weniger dichten Beständen. Die Ergebnisse rund um das Forschungsprojekt veröffentlicht das TFZ nun im Bericht Nr. 78 „Verwertung und Anbauoptimierung von Hanf als Nachwachsender Rohstoff“.
„Wir empfehlen eine Stickstoffversorgung von 160 kg/ha für alle Nutzungsrichtungen“, sagt Susanne Scholcz vom TFZ. Bei zu erwartenden geringen Erträgen sollte die Stickstoffversorgung auf 120 Kilogramm pro Hektar reduziert werden. Die Faserqualität und die qualitätsbestimmenden Korneigenschaften, wie der Rohfett- oder der THC-Gehalt, werden vom verfügbaren Stickstoff nicht beeinflusst. Der Anteil großer Körner steigt jedoch mit zunehmender Stickstoffversorgung.
 
„Gerade die Ernte ist eine Herausforderung“, so Scholcz weiter. Die langen Fasern wickeln sich leicht um das Schneidwerk. Deshalb werden für die Faserhanfernte Spezialmaschinen mit extra scharfen Messern eingesetzt. Wie die Forscher feststellten, eignet sich die anspruchslose Pflanze hervorragend für das in Bayern herrschenden Klima. Sie ist widerstandsfähig und hat geringe Ansprüche an den Boden. Allerdings werden die Ertragserwartungen durch eine zu frühe Aussaat bei niedrigen Bodentemperaturen oder geringer Wasserverfügbarkeit deutlich gemindert.
 
Die Anbaufläche von Nutzhanf, Sorten mit einem THC-Gehalt niedriger als 0,3 Prozent, nimmt stetig zu. „Ein großer Vorteil von Nutzhanf ist, dass die komplette Pflanze verwertet werden kann: von den Fasern, Körnern bis hin zu den Blüten“, so Susanne Scholcz weiter. Die Fasern eignen sich zur Herstellung von Seilen, als Dämmmaterial und auch für Textilien. Aus den Samen kann Hanföl gewonnen werden, der Presskuchen wird als eiweißreiches Hanfmehl genutzt. Außerdem sind Hanfkörner als Tierfutter weit verbreitet. Die Blüten finden in der Medizin, Lebensmittel und Kosmetik Anwendung.