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Mehr Hausärzte durch mehr Studienplätze

Gerade in den ländlichen Regionen wird vermehrt vor einem drohenden Ärztemangel gewarnt und zuletzt auch mit Schreckensszenarien versucht, Panik zu verbreiten. Deswegen zu den Fakten: Niederösterreich hat im Bundesländervergleich mit 780 Medizinern die meisten Hausärzte. Erst vor kurzem wurden wieder 14 davon nachbesetzt, nur sechs Stellen sind derzeit unbesetzt. In unseren Landeskliniken sind insgesamt gleich 3.700 Ärzte beschäftigt, darunter alleine 1.200 junge Turnusärzte, die sich in Ausbildung zum Allgemeinmediziner oder Facharzt befinden. Mit einem zusätzlichen Personalpaket stellen wir in Niederösterreich derzeit 200 weitere Dienstposten im medizinischen Bereich auf die Beine. In Niederösterreich kann man also in allen Regionen auf die beste Gesundheitsversorgung vertrauen.
Was aber stimmt: Wenn wir auch morgen noch genug Ärzte in unseren ländlichen Regionen wollen, brauchen wir schon heute mehr Medizinstudenten. Zwar ist der Andrang zum Studium ungebremst hoch und Jahr für Jahr im Hochsommer stellen sich 16.000 junge Menschen den Aufnahmetests. Allerdings wird nur jedem zehnten Aspiranten ein solches Studium ermöglicht, denn es gibt – wegen der Studienbeschränkungen für einige Studienfächer – nur 1.600 Studienplätze pro Jahr für angehende Mediziner. Bis zu 16.000 junge Menschen würden also gerne Ärzte werden, aber nur ein geringer Teil erhält auch die Chance. Vor der Einführung der Aufnahmeprüfungen vor mehr als zehn Jahren gab es alleine in Wien 2.000 Studienplätze für angehende Jungärzte. Heute bieten alle vier österreichischen Medizin-Unis in Wien, Linz, Graz und Innsbruck gemeinsam 400 Plätze weniger an.
Auch die Anzahl der Absolventen ist rückläufig: Waren es vor Einführung der Aufnahmetests noch 1.800, sind es in den vergangenen Jahren jährlich nur mehr rund 1.200 Absolventen. Das bedeutet 600 Absolventen weniger, und das jedes Jahr. Dazu kommt, dass rund ein Viertel nach dem Studium zum Praktizieren ins Ausland geht, vorzugsweise nach Deutschland.
Für andere gibt es dagegen keine Beschränkungen. Allein für die Studienrichtungen Theaterwissenschaften, Japanologie, Orientalistik, Sinologie und Koreanologie gibt es insgesamt mehr als 3.900 Plätze. Dazu kommen gut 700 Ethnologen. Viele, die für Medizin keinen Platz bekommen, weichen zum fachlich nahegelegenen Biologiestudium aus, hier gibt es über 5.500 Studenten.
Keine Frage, eine Beschränkung von Studienplätzen ist richtig und notwendig, denn überfüllte Hörsäle nützen niemandem etwas und senken auch die Qualität der Lehre, gerade bei so stark nachgefragten Studienrichtungen wie Medizin. Aber würden bei den „Orchideenfächern“ oder anderen Massenfächern mit geringen Berufsaussichten  die Plätze reduziert werden, dann könnten umgekehrt auch beim wichtigen Medizinstudium wieder mehr Ausbildungsangebote finanziert werden.
Eine Beschränkung für alle Studienrichtungen bei Ausrichtung am Bedarf und somit mehr Studienplätze und Ressourcen auch für künftige Landärzte – damit können wir unser hohes Niveau halten und ausbauen.