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Wer ernährt – und erklärt – die Welt?

Einst stand in meterhohen Lettern auf den Lagerhaustürmen im ganzen Land geschrieben: „Es ist kein Stand so hoch im Land, dass er nicht lebt von Bauernhand!“ Oder: „Alle Tische stehen leer, schafft die Bauernfaust nichts her.“ Als weithin sichtbare Botschaften der Bauernschaft, wofür die Landwirtschaft steht. Selbstbewusste Feststellungen, die keinen Zweifel über die Bestimmung und Position der Bäuerinnen und Bauern lassen.
Heute scheint dies, schlägt man Werbeprospekte auf, komplett anders zu sein. Wüsste man es nicht besser, man müsste den Eindruck bekommen, als würden die Lebensmittel schon steril verpackt im Supermarkt wachsen. Mit bäuerlichen Erzeugnissen scheint das aber meistens wenig zu tun zu haben. Von denen, die vom täglichen Schaffen in der Landwirtschaft keine Ahnung mehr haben, werden dann eher Bilder produziert, die Bäuerinnen und Bauern als hauptberufliche Umweltverschmutzer zeigen. Nur, wer sagt jetzt der breiten Öffentlichkeit, was stimmt?
Bei der heurigen Wintertagung des Ökosozialen Forums werden wir unter dem Motto „Wer ernährt die Welt? Wer verzehrt die Welt? Und wer erklärt die Welt?“ diskutieren. Mit insgesamt elf Fachtagen vom 28. Jänner bis zum 1. Februar 2019 ist die Wintertagung in fünf Bundesländern zu Gast. Dabei erwarten uns spannende Vorträge und praxisnahe Experten-Tipps von der Landtechnik bis zur Kommunikation, von Pflanzenbau bis zur Tierhaltung. Erstmals gibt es einen Fachtag für Bildung, an dem die Vermittlung von Ernährung und Landwirtschaft an Schulen im Mittelpunkt steht. Bei der Wintertagung erwarte ich mir vor allem Klartext von allen Referenten, Diskutanten und Teilnehmern. Denn schon in Niederösterreichs Landeshymne heißt es: „Getreu dem Geist der Ahnen, wir schaffen uns das Brot.“ Gemeint sind die Bauern, nicht irgendjemand anderer. Wie es schon unsere Ahnen gemacht haben. Und wie wir es auch in Zukunft schaffen wollen. Nicht mit alten Techniken, sondern mit neuen Erkenntnissen.
Die Lebensmittelproduktion im eigenen Land zu halten ist sicher die größte Herausforderung der nächsten Jahre und Jahrzehnte, aber auch eine große Chance. Denn wenn andere davon reden, wie wichtig naturnahe Lebensmittelproduktion, regionaler Einkauf und kurze Transportwege doch wären, dann können das unsere bäuerlichen Familienbetriebe längst bieten. Während andere kritisieren, wie böse fossile Energie, arabisches Erdöl und russisches Gas denn sei,  produzieren wir längst unsere eigene, saubere Energie aus heimischen Rohstoffen.
All das muss von der Gesellschaft honoriert werden, gerade in schwierigen Jahren wie dem vorigen, mit Dürren, Wetterextremen und aufreibenden Pflanzenschutzdiskussionen. Denn im internationalen Vergleich ist unsere Landwirtschaft,  was Qualität, Naturnähe und Tierwohl betrifft, unvergleichlich. Das braucht aber nicht nur gesellschaftliche Anerkennung, sondern auch konkrete Unterstützung, bei der nächsten GAP mit einem Fokus auf unsere kleinen Strukturen genauso wie im Rahmen der nächsten Steuerreform, die schon eifrig diskutiert wird. Damit es weiterhin wie in unsere Bundeshymne heißt: „Land der Äcker, zukunftsreich!“