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Ökosozial statt marktradikal

Bis 2050 wächst die Weltbevölkerung um rund zweieinhalb Milliarden Menschen an. Wir sind dann zehn Milliarden Erdenbürgerinnen und Erdenbürger, die unseren blauen Planeten bevölkern. So lange dauert das gar nicht mehr. Vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer. Heute werden die Dreißigjährigen des Jahres 2050 geboren.
Wer aber wird dann für deren Lebensmittelversorgung sorgen? Wer wird diese zehn Milliarden Menschen ernähren? Ist es unser Modell der Familienbetriebe, die über Generationen denken und wirtschaften? Oder werden es internationale Großbetriebe sein, die nur auf die kurzfristigen Erlöse schauen? Wir in Österreich gehören sicher nicht zu den Größten. Diesen Wettstreit können wir nie gewinnen. Aber wir gehören eindeutig zu den Besten. Bei der Qualität, bei den Standards und bei Innovationen sind wir unerreicht. Und das soll auch so bleiben.
Ich will, dass die heimischen Familienbetriebe die Lebensmittelversorgung sicherstellen. Aber das muss auch honoriert und bezahlt werden. Dafür braucht es heute schon die richtigen Weichenstellungen, etwa in der künftigen GAP-Periode. Also beim nächsten EU-Budget. Und wir brauchen die Unterstützung der Gesellschaft im Allgemeinen und der Konsumenten im Speziellen.
Die Herausforderungen für unsere Landwirte werden sicher nicht geringer werden. Klimawandel und Naturkatastrophen vernichten schon heute immer öfter deren Ernten. NGO-Kampagnen und Preisdumping-Werbeprospekte erschweren darüber hinaus das Wirtschaften. Wenn aber die Umstände schwieriger werden und die Leistungen mehr werden sollen, dann kann es dafür nicht weniger Geld geben. Wer kleine Einheiten und hohe Qualität will, muss auch bereit sein, dafür zu zahlen, konkret die öffentliche Hand über Förderungen und Unterstützungen. Die nächste GAP braucht daher nicht weniger Geld für die Bauern, sondern eine klare Ausrichtung auf die bäuerlichen Familienbetriebe. Ökosozial statt marktradikal.
Und auch die Konsumenten müssen bereit sein, zu bezahlen, was sie bestellen. Ich gehe davon aus, dass sie kein Flüssig-Ei aus Uruguay wollen. Leider wollen es die wenigsten genau wissen. Ich aber meine: Die Wahrheit ist den Konsumenten zumutbar. Natürlich müssen Lebensmittel, auch verarbeitete, klar gekennzeichnet sein. Alles andere würde bedeuten, dass sich unsere Gesellschaft in die eigene Tasche lügt. Zuerst die Standards und Vorschriften zu den höchsten der Welt machen, und dann lieber billig importiere Lebensmittel kaufen, hilft niemandem. So wird die Lebensmittelproduktion ins Ausland verdrängt und mit importierten Lebensmitteln werden wesentlich schlechteres Tierwohl, niedrigere Umweltstandards und Sozialdumping importiert. Also Fairtrade für unsere Bäuerinnen und Bauern, wer etwa Zucker lieber aus Österreich und nicht aus Brasilien haben will. Erzeugt mit notwendigem, minimalem Pflanzenschutz, hohen Standards und höchster Qualität. Nicht auf Druck von NGO-Fantasien und ohne Diktat des Handels. Weil man Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft auch in dreißig Jahren nirgends so ökosozial vorfinden wird wie in Österreich.