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Österreich braucht Profis mit Verantwortung

Der Klima- und Ackerbaugipfel im Weinviertel hat es auf den Punkt gebracht: Die Landwirtschaft ist das erste Opfer des Klimawandels. In Niederösterreich hat sich die Temperatur seit der Industrialisierung um zwei Grad erhöht, und eine weitere Erwärmung um nochmal bis zu vier Grad wird erwartet. Mit Konsequenzen wie Dürre, Schädlingsdruck und Naturkatastrophen. Wir sehen all diese Plagen jetzt schon und kämpfen gegen sie. Zehntausende Hektar werden schon bewässert, die Prämienzuschüsse bei Mehrgefahrenversicherungen wurden auf 55 Prozent erhöht, Hochwasserschutz wird laufend ausgebaut. Wir investieren in Erneuerbare Energie und sind das erste Bundesland, das die Biomasse-Förderung wieder durchsetzt, nachdem sie im Bundesrat von der SPÖ blockiert wurde. Die EVN wird sogar das Kohlekraftwerk Dürnrohr stilllegen. Ein riesiger Schritt im Kampf gegen den Klimawandel, der einzigartig in Europa ist. Was aber auch klar ist: Wenn wir uns in Österreich nach wie vor mit heimischen Lebensmitteln versorgen wollen, dann brauchen wir eine starke Landwirtschaft. Nicht nur für die Bäuerinnen und Bauern, sondern für die gesamte Gesellschaft. Wenn die Eigenversorgung durch die Klima­veränderungen schwieriger wird, dann dürfen nicht auch noch die Produktionsbedingungen laufend erschwert werden. Die Folge wäre fatal: nämlich noch mehr Lebensmittel aus dem Ausland und noch weniger bäuerliche Landwirtschaft im Inland. Das muss der Gesellschaft klar sein, da braucht es mehr als nur Solidaritätsbekundungen mit schönen Bildern in der Werbung, nämlich faire Preise und faire Bedingungen. Fair Trade für die Bauern also.
Wichtige Entscheidungen in Brüssel und Wien stehen diesbezüglich an. Die Europawahl hat eine Stärkung der bäuerlichen Interessen gebracht. Mit Alexander Bernhuber und Simone Schmiedtbauer schafften erstmals zwei bäuerliche Vertreter den Sprung ins EU-Parlament. Ich habe dazu einmal betont, wir brauchen Profis, die von der Landwirtschaft etwas verstehen, statt Promiköchinnen, die über die Bauern herziehen. Denn in den nächsten Monaten geht es um das EU-Agrarbudget und die nächste Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik. Gut, dass wir wieder mit bäuerlichem Hausverstand im EU-Parlament vertreten sind.
Wenn ich allerdings nach Wien blicke, dann fehlt der Hausverstand im Moment. Zuerst taucht ein unglaubliches Video auf, auf das zu Recht der Rücktritt des Vizekanzlers folgte. Und nur wenige Tage später spricht eine unselige Koalition dem höchst erfolgreichen und international anerkannten Bundeskanzler das Misstrauen aus. Ein beispielloses und verantwortungsloses Vorgehen aus parteitaktischen Gründen. Die Konsequenz daraus ist schon wieder eine Neuwahl. Und bis dahin Stillstand bei wichtigen Themen wie dem Ausbau der Erneuerbaren Energie oder der Steuerreform. Oder noch schlimmer, unverantwortliche Mehrheiten im Parlament, mit Wahlzuckerln und populistischen Attacken auf die Bauern, Stichworte Verschärfungen bei Tierwohl, Pflanzenschutz etc.
Was es braucht, ist Verantwortung und Stabilität. Für unsere Bäuerinnen und Bauern genauso wie für ganz Österreich. Darauf hoffe ich in den nächsten Wochen und dann auch bei der Wahl im Herbst. Vorher wünsche ich aber allen noch einen schönen Sommer und eine gute Ernte!