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Von Almen zu Palmen

Nicht erst seit Greta Thunberg weiß die Welt, dass der Klimawandel angekommen ist. Die heimische Landwirtschaft spürt die Auswirkungen schon seit langem: Unwetterkatastrophen, Dürren und Schädlingsdruck nehmen in den letzten Jahren rasant zu, sowohl in der Häufigkeit als auch im Ausmaß der Schäden. Denn nur ein Beispiel zur Erinnerung: Der Borkenkäfer vernichtete Waldflächen, die zusammengenommen so groß sind wie die halbe Wiener Landesfläche. Kaum ein anderer Bereich ist so abhängig vom Wetter wie die Landwirtschaft, dass der Klimawandel da etwas bewirkt und Bauern bewegt, ist klar. Schon heute reagieren sie auf sich ändernde Rahmenbedingungen, setzen auf andere Kulturen und Baum-
arten. Aber wohin wird der Wandel noch führen, werden bald Palmen auf unseren Almen stehen?
Bei der 67. Wintertagung des Ökosozialen Forums werden wir das vom 21. bis 30. Jänner 2020 an elf Fachtagen und in fünf Bundesländern diskutieren. Was bedeutet der Klimawandel für die österreichische Land- und Forstwirtschaft? Wie können wir mit den Folgen des Klimawandels am besten umgehen? Wie können wir dem Klimawandel auch heute noch entgegenwirken? Und welche Antworten auf diese und andere aktuelle Herausforderungen an die Landwirtschaft liefert die neue Gemeinsame Agrarpolitik?
Auch wenn selbsternannte Experten oft versuchen, die Landwirtschaft als Teil des (Klima-)Problems darzustellen, bin ich überzeugt davon, dass unsere bäuerlichen Familienbetriebe doch viel eher Teil der Lösung sind. Biomasse für die Energiewende, klimafitte Wälder für saubere Luft und fruchtbare Böden, die CO2 speichern. Kleine Strukturen, hohe Biodiversität und kurze Vermarktungswege: Nirgendwo sonst wird so umweltbewusst produziert wie bei uns, mit höchster Qualität und nach höchsten Standards. Ganz im Gegensatz zu Produktionsbedingungen in anderen Weltteilen, wo nach wesentlich niedrigeren Umweltstandards, aber mit höheren Profiten auf Teufel komm raus gewirtschaftet wird.
Das wollen wir bei der Wintertagung aufzeigen und gleichzeitig auch diskutieren, was es für die Zukunft unserer Familienbetriebe braucht: Unterstützung durch die Konsumentinnen und Konsumenten, Fairness vom Handel und ein europäisches Agrarprogramm, das die Umweltleistungen der österreichischen Landwirtschaft honoriert. Also ein Agrarprogramm nach dem Motto „ökosozial statt marktradikal“. Es können nicht immer strengere Standards zum Nulltarif von unseren Bäuerinnen und Bauern gefordert werden. Das verdrängt nur die Produktion ins Ausland und führt zu Lebensmittelimporten, die das Klima anheizen. Aber Fleisch und Erdbeeren müssen nicht fliegen. Das können wir im Inland selber und besser, und klimaschonender sowieso. Im Gegenteil, wir brauchen Klimazölle und damit Chancengleichheit für unsere Betriebe.
Wir wollen das Bild umdrehen, so wie das vor kurzem dem jungen Weinviertler Ackerbauern Lorenz Mayer gelungen ist, der vor laufender Kamera einen NGO-Vertreter von seiner klaren Linie zu Pflanzenschutzmitteln überzeugte. Mit guten Argumenten, mit konstruktivem Dialog. Die heimische Landwirtschaft leidet unter dem Klimawandel. Gleichzeitig ist sie Teil der Lösung. Mit dieser Diskussion starten wir ins Jahr 2020, für das ich allen viel Erfolg wünsche!