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Bauern geben Bienen eine Heimat

Haben Sie gewusst, dass Österreich die höchste Vielfalt an Bienen hat? Mehr als 600 verschiedene Wildbienen-Arten summen und brummen bei uns, auf unseren Wiesen und Äckern, in unseren Gärten und Wäldern. Das sind mehr Bienen-Arten als in ganz Deutschland. Auch Abermillionen andere Insekten sind bei uns heimisch und fühlen sich hier wohl. Sie haben in Österreich eine Heimat, weil das Klima abwechslungsreich und die Nahrungsquellen ertragreich sind. Die hohe Diversität an Mager- und Fettwiesen, an Berg- und Auwäldern, an den unterschiedlichsten Kräutern und Kulturen, die im Land der Berge und dem Land der Äcker wachsen, führt auch zu einer hohen Diversität an Insekten. Aber die Bienen und Schmetterlinge profitieren nicht nur von den blühenden Pflanzen, die Pflanzen und Kulturen profitieren auch von den bestäubenden Insekten. Sie brauchen einander.
Genauso brauchen sich auch Bauern und Bienen. Denn viele landwirtschaftliche Kulturen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen oder profitieren von ihnen. Und die Bauern leisten jeden Tag einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und geben den Bienen alleine in Niederösterreich eine Heimat auf insgesamt 230.000 Hektar blühenden Feldern. 112.000 Hektar Begrünungs- und Biodiversitätsflächen sind wertvolle Ökosysteme, die es ohne die Landwirtschaft gar nicht gäbe. Bauern und Bienen sind ein starkes Team. Erst vor kurzem haben Landwirtschaftskammer und Land Niederösterreich eine Bienen-Wanderbörse vorgestellt, wo Imker nach passenden Orten zum Aufstellen ihrer Bienenstöcke suchen und Landwirte ihre Flächen dafür anbieten können. So profitieren beide – durch bessere Bestäubung und reichhaltigeres Bienenbuffet.
Gleichzeitig geistern derzeit Studien herum, die von manchen Medien übernommen werden, wonach die bäuerlichen Betriebe plötzlich wesentlich mehr Pflanzenschutzmittel verwenden würden als noch vor wenigen Jahren. Der mediale Aufschrei von vermeintlichen Experten war erwartbar. Es wäre gut gewesen, hätten sie die wichtigen Details nicht weggelassen, wurden doch in diese Studie auch unkritische Gase und Stoffe eingerechnet, die vormals einfach nicht mitberechnet wurden. Logisch, dass dann auch die Gesamtmengen steigen.
Die Wahrheit ist: All unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten im höchsten Maße naturnah. Sie nehmen am Umweltprogramm teil, legen Biodiversitätsflächen an, viele wirtschaften biologisch. Sie schlecht zu machen und ihnen das Arbeiten zu erschweren, würde nur bedeuten, mehr Lebensmittel importieren zu müssen. Mit schlechterer Umweltqualität und mehr Transportkilometern. Wer das will, tut der Artenvielfalt nichts Gutes, und unseren Bauern schon gar nicht.
Gerade die Coronakrise hat gezeigt, wie wichtig die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln ist. Dafür braucht es die heimischen Betriebe. Daher muss die Coronakrise auch ein Weckruf für die europäische Agrarpolitik sein. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Betriebe produzieren können. Wenn der sozialdemokratische EU-Vizepräsident Timmermanns jetzt aktuell undifferenziert meint, man müsse bei der Landwirtschaft sparen, dann kann ich ihm nur raten, er möge sich zuerst ein Bild machen, was unsere heimischen Bauern bereits jetzt für die Bienen genauso wie für die Lebensmittel leisten.