NIEDERÖSTERREICH IM FOKUS

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Loslösen von Abhängigkeiten

Die Wintertagung des Ökosozialen Forums stand heuer unter dem Motto „Zukunft dank Herkunft?“. Für mich ist klar: Ohne Herkunft keine Zukunft! Herkunft gibt Sicherheit. Nur dann weiß man, wie etwas produziert wird. Und nur, wenn man weiß, dass etwas überhaupt bei uns produziert wird, kann man sich sicher sein, dass wir es dann haben, wenn wir es brauchen. Das beginnt bei den ursächlichsten Dingen, die wir täglich brauchen: bei Lebensmitteln. Bei Medikamenten. Und bei der Energie. Eigentlich sind das alles Mittel zum Leben. Oft auch Mittel zum Über-Leben.
Wir müssen Medikamente in Europa produzieren oder vorrätig halten. Wir dürfen bei der Gesundheit nicht vom Weltmarkt abhängig sein. Wir müssen Energie bei uns selber produzieren, auf unseren Dächern und aus unseren Wäldern. Wir sind zu abhängig geworden vom Gas aus dem Osten. Die enorm gestiegenen Großhandelspreise verschärfen das. Daher müssen wir das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz rasch mit Leben erfüllen, um mehr Energie hier in Österreich zu produzieren. Damit werden wir unabhängiger und müssen uns keine horrenden Preise diktieren lassen. Klar muss dabei auch sein: Eine Energiewende muss richtig gemacht werden. Es ist falsch, wenn Kohlekraftwerke wieder ausgemottet werden oder Atomkraftwerke grüne Mascherl erhalten. Wir wollen nachhaltig unabhängig werden – ohne dabei die Zukunft unserer Enkel zu gefährden.
Leere Supermarktregale während der Corona-Pandemie haben gezeigt, wie verwundbar Lieferketten sind und wie stark der Lebensmittelimport bei uns die Einkaufsmärkte dominiert. Die Antwort lautet: Regionalität. Und wenn der Green Deal dazu führt, dass spürbar weniger Lebensmittel in Europa produziert werden, dann ist es der falsche Weg. Das führt zu mehr Abhängigkeit, mehr CO2-Ausstoß und mehr Kondensstreifen am Himmel. Es geht nicht, dass Billigfleisch aus dem Ausland den Maßstab der Preisgestaltung für das Qualitätsfleisch unserer heimischen Bäuerinnen und Bauern legt. Gesünder und nachhaltiger ist unsere heimische Produktion. Denn es sind unsere Bäuerinnen und Bauern, die uns – auch in Krisen – mit Lebensmitteln versorgen. Das wissen auch die Konsumentinnen und Konsumenten: Eine Umfrage des Österreichischen Gemeindebunds bestätigt, dass drei Viertel der Befragten einen deutlich steigenden Trend zu regionalen Produkten erkennen. Damit die Konsumenten dann aber auch wirklich Produkte und Speisen aus Österreich, hergestellt aus österreichischen Zutaten, wählen können, braucht es eine klare Herkunftskennzeichnung. Die Kennzeichnung ist ein Bürgerrecht. Ein Recht, das nun auch verankert gehört – immerhin muss auch Österreich drinnen sein, wo Österreich draufsteht!
Zusammengefasst heißt das: Wir müssen unsere Energie und Lebensmittel in Österreich und Europa produzieren. Die Maßnahmen sollten jedoch auch zu fairen Preisen für die Bauern sowie die Verbraucherinnen und Verbraucher führen. Nötig dafür ist, dass wir Kreisläufe schließen, die Zusammenarbeit in der EU stärken und die Lieferketten kurz und in der Region halten.