Neonics-Notfallzulassungen für Rübenbau genehmigt
Aufatmen im Rübenbauernbund und vermutlich auch beim Zuckerverarbeiter Agrana, obwohl die Entscheidung vermutlich noch einigen medialen Staub aufwirbeln dürfte. Das Bundesamt für Ernährungssicherheit, BAES, hat dem Antrag der Rübenbauern-Vertretung für die Notfallzulassung von drei Neonics-Präparaten für den Rübenanbau 2019 genehmigt.
Einschränkung: Die Genehmigung gilt nur für drei Bundesländern, nämlich in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark. In diesen drei Ländern hatten sich auch die Landesregierungen für den Einsatz der Rübenbeizmittel, wenn auch unter strengen Auflagen, stark gemacht.
Vom umstrittenen Wirkstoff, der EU-weit mittlerweile verboten wurde, erhoffen sich die Landwirte in der Saatgutbeize unter anderem, den „Rübenderbrüssler“ in Schach zu halten. Der gefürchtete Schädling hatte sich heuer besonders stark ausgebreitet und auf Tausenden Hektar massive Frassschäden an den noch jungen Rübenpflanzen verursacht.
Noch warten müssen indes die Erdäpfel. Auch sie hoffen auf die Notfallzulassung des ebenfalls umstrittenen Pestizides Mocap 15 G mit dem Wirkstoff Ethoprophos gegen den Drahtwurm, ein im Kartoffelbau besonders gefürchteter Frasschädling. Auch in diesem Fall haben Landespolitiker, allen voran Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihr Stellvertreter, Agrarlandesrat Stephan Pernkopf, den Landwirten ihre volle Unterstützung zugesagt.
Der Bescheid ermöglicht den Saatgutanbietern, in den kommenden Tagen und Wochen mit den Vorbereitungen der Beizung der Rübensamen für den kommenden Anbau zu beginnen.
Laut Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger hätten etwa ein Drittel der heimischen Rübenerzeuger heuer noch keine Verträge für den Zuckerrübenanbau abgeschlossen, weil sie den weiteren Anbau der Kultur von den Notfallzulassungen abhängig gemacht hätten. Nun hofft die Zuckerwirtschaft, damit die kontrahierte Anbaufläche wieder auf mehr als 30.000 Hektar steigern zu können.
Noch vor wenigen Jahren betrug Österreichs Rübenfläche stets mehr als 40.000 Hektar. Sollte die Rübenfläche weiterhin so gering bleiben, befürchten die Rübenbaufunktionäre wie auch hochrangige Agrarpolitiker mittelfristig eine Unterversorgung und damit langfristig die Schließung einer der beiden letzten heimischen Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld, die wie auch das Werk Tulln dem Agrana-Konzern gehört.
BERNHARD WEBER