Foto: Hagelversicherung

Mehr Sicherheit durch Bodenerhaltung

 

Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Sie hat 40 Millionen Hektar Ackerböden. Österreich verfügt lediglich über 1,3 Millionen Hektar Ackerfläche. Große Teile der globalen Agrarlieferungen wären in Friedenszeiten auf die Ukraine entfallen: Zwölf Prozent der Welt-Weizenausfuhren, 16 Prozent der Maisexporte und 19 Prozent der Rapsexporte. Bei Sonnenblumenöl steht das Land überhaupt an erster Stelle. 

In Österreich müssen wir zwar keinen Versorgungsengpass bei Lebensmitteln aufgrund der Invasion in der Ukraine befürchten, wenngleich der Selbstversorgungsgrad bei Weizen aktuell nur mehr bei 88 Prozent liegt oder bei Soja nur mehr 20 Prozent beträgt. Gerade deswegen dürfen wir nicht alles auf eine Karte setzen und uns wie bei Gas von Importen aus Russland abhängig machen. Wir zerstören in Österreich jährlich durch Verbauung 4.200 Hektar Agrarfläche. Das entspricht einer Menge von 25,2 Millionen kg Brotgetreide pro Jahr (4.200 mal 6.000 kg/Hektar). Für den Brotkonsum werden rund 85 kg Getreide/Kopf und Jahr benötigt. Das ist also der jährliche Bedarf von frischem Brot und Gebäck von knapp 300.000 Menschen. So viele Einwohner zählt das Burgenland. „Wir verlieren also durch den Bodenverbrauch zunehmend unsere Ernährungssouveränität. Damit sind wir á la longue nicht mehr im Stande das, was wir für das Leben brauchen, aus eigenen Ressourcen zu erzeugen. Dabei ist der Schutz der Souveränität eine der wichtigsten Aufgaben, die wir in Österreich zu bewältigen haben und dazu gehört die Lebensmittelversorgungssicherheit. Denn ohne Böden kein Essen und ohne Essen kein Leben, diesen einfachen Grundsatz sollten wir endlich verstehen“, so Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung.

Wir brauchen in Österreich und generell in Europa einen neuen Sicherheitsbegriff. Dieser darf aber nicht nur mit Waffen, sondern mit einer konsequenten Umsetzung der beschlossenen Klimapolitik zu tun haben. „Was wir brauchen, ist auch eine verstärkte Bewusstseinsbildung für den Erhalt unserer Lebensgrundlage Boden“, weist Weinberger auf einen wichtigen Sicherheitsaspekt hin. Wer über Ressourcen wie Böden verfügt, ist in einer besseren Lage als derjenige, der sich Ressourcen erst beschaffen muss. Das wird zwangsläufig zu machtpolitischen Verschiebungen führen und profitieren werden jene, die über Ressourcen verfügen. „Es ist daher notwendig beim Bodenverbrauch eine Trendumkehr herbeizuführen. Nur so können wir unseren zukünftigen Generationen einen einzigartigen Lebensraum weitergeben, Abhängigkeiten bei der Lebensmittelversorgung vermeiden, sowie einen Beitrag zu Frieden und Sicherheit leisten“, so Weinberger abschließend.