Indoor-Fischzucht hat Potential
Wie funktioniert eine Indoor-Fischzucht mit minimalem Wasser- und Flächenverbrauch, modernster Technik und viel Leidenschaft für Fische? Diese Frage stand im Mittelpunkt des LFI-Fachkurses „Einblicke in die Indoor-Fischzucht“ in Oberösterreich.
Die Teilnehmer waren aus ganz Österreich angereist und tauchten einen Tag lang in die Welt dieser modernen Form der Aquakultur ein – mit spannenden Vorträgen und einer exklusiven Betriebsführung.
Fachvorträge von den Landwirtschaftskammerreferenten Martin Mayringer, Melanie Haslauer, Benedikt Berger und Christian Bauer vom Bundesamt für Wasserwirtschaft gaben spannende Einblicke in moderne Kreislaufanlagentechnik, Marktchancen und Fördermöglichkeiten sowie die Spezialform der Aquaponik, bei der Fischzucht mit Gemüsebau kombiniert wird. Bei der Betriebsführung gab es die Theorie dann zum Anfassen.
Der Fischzuchtbetrieb Hoffisch begeisterte die Teilnehmenden mit der gelungenen Verbindung aus Hofladen mit regionalen Produkten, fischspezialisierter Gastronomie, eigener Verarbeitung und einer hochmodernen Fischzuchtanlage.
Betriebsleiter Christoph Rott baute seinen Betrieb Schritt für Schritt auf. 2016 begann er mit einer kleinen selbstgebauten Anlage – heute produziert er auf 300 m² bis zu 50 Tonnen Wels. Dank eines intelligenten Kreislaufsystems bleibt der Wasserverbrauch minimal, das Biofiltersystem sorgt für beste Wasserqualität. Die Wasserversorgung kommt vom eigenen Brunnen. Die gesamte Wasserversorgung der Fische hat Rott selbst in der Hand. Tägliche Wasserkontrollen gehören für die Überwachung des Fischwohls zum Arbeitsalltag.
„Wenn man etwas Neues ausprobiert und entwickelt, gibt es auch Rückschläge, aber die haben mich nicht aufgehalten. Mit jedem Fehler habe ich dazugelernt“, so Rott, der sich vom angestellten Gartengestalter zum Fischzuchtexperten entwickelt hat. Unterstützt von seiner Familie und seinem Bruder Markus verarbeitet und vermarktet Christoph Rott seinen Fisch selbst – sei es als frisches Filet, hochwertiges Räucherprodukt oder in Form beliebter Fischgerichte wie Welsburger, Welsschnitzel oder Fischknödel.
Die Veranstaltung zeigte praxisnah, wie regionale, ressourcenschonende Fischzucht erfolgreich und mit wenig Wasserverbrauch funktioniert – mit modernster Technik, großem Engagement und einem klaren Ziel: heimischen Fisch in höchster Qualität direkt in Österreich zu erzeugen.
Die in Österreich produzierten Fische werden fast zur Gänze direkt von den Erzeugerbetrieben vermarktet. Die hohe Qualität und Frische ermöglicht einen Absatz in der qualitätsorientierten Gastronomie und im Ab-Hof-Verkauf. Über den Großhandel werden infolge des Preisdruckes durch industriell erzeugte Importware nur mehr wenige Prozent der heimischen Produkte abgesetzt. Derzeit genießen heimische Konsumentinnen und Konsumenten etwa 7,5 Kilo Fisch pro Jahr.
Der Inlandsbedarf an Fischen, Krebs- und Weichtieren von insgesamt ca. 63.000 Tonnen wird zu über 90 Prozent durch Importe gedeckt. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei etwa sieben Prozent. Zu den wichtigsten heimischen konsumierten Fischarten zählen: Regenbogenforelle (inkl. speziell gefütterte Lachsforelle), Bachsaibling, Karpfen, Maränen (auch Renken oder Fellchen genannt), Zander, Hecht, Schleie, Aal, Seesaibling, Bachforelle und Wels. Bei den Meeresfischen stehen vor allem Kabeljau (aus der Ostsee heißt er Dorsch; aus der Nordsee heißt er Kabeljau), Seelachs, Scholle, Polardorsch, Rotzunge, Seezunge, Seehecht, Rotbarsch, Hering und Makrele auf dem Speiseplan der Österreicher.
Das Potenzial für neue Betriebe ist groß, die Herausforderung besteht aber bei der Findung geeigneter Standorte: Hier geht es nicht nur um das Kriterium Wasser (Zuflussmenge, ganzjährige Verfügbarkeit, Wasserrecht, Temperatur etc.), sondern auch um eine Vielzahl von rechtlichen, ökologischen und betriebswirtschaftlichen Faktoren, welche alle unter einen Hut gebracht werden müssen, um die Basis für einen neuen Betrieb zu schaffen. Flexibilität und Innovationsgeist werden aber auch zukünftig über den Erfolg eines jeden Betriebes bestimmen.