GMEINER MEINT

Gmeiner meint
Foto: Archiv

Von Kälbchen und vom Stimmvieh

Die Landwirtschaft und ihre Themen irrlichtern durch den Wahlkampf. Um die Bauern, ihre Perspektiven und ihre Zukunft geht es bisher kaum. Wenn, dann geht es darum, mit ihnen Image zu machen oder sich auf ihrem Rücken zu profilieren. So wie immer eigentlich. Vor allem bei jenen Parteien, die sich zwischen Wahlen kaum für die Landwirtschaft interessieren und eher gegen die Bauern arbeiten als für sie. Da lässt man sich gerne, wie die sozialdemokratische Spitzenkandidatin, mit einem Kälbchen fotografieren und macht sich, wie ebendiese Dame, für billige Schnitzel stark.
In der Sache hingegen ist nicht nur von ihr und ihrer Partei wenig zu vernehmen zu den großen Fragen, die die Bauern bewegen. Da beschränkt sich auch bei den meisten anderen Parteien die Agrarpolitik allenfalls auf Zwischenrufe. Da ist kein substanzielles Auseinandersetzen mit Fragen der Agrarpolitik und den Anliegen der Bauern. Da ist meist keine Kontinuität. Allenfalls bezieht man anlassbezogen Stellung.
Anders ist das nur beim VP-Bauernbund und allenfalls bei den Grünen. Man mag zum Bauernbund kritisch stehen, Faktum aber ist, dass er sich als VP-Teilorganisation nicht nur vor Wahlen der Bauern annimmt, sondern auch in den Jahren dazwischen, wo es um mehr geht, als um das Formulieren von netten Forderungen und Wünschen. Die VP-Bauern haben in ihrer Partei, die immerhein über die vergangenen Jahrzehnte immer auch Regierungspartei war, immer noch das, was man politisches Gewicht nennen kann. Auch wenn unter Kurz die Uhren mitunter anders ticken, als es die Bauernbündler über Jahrzehnte gewöhnt waren. Und auch wenn zu fragen ist, was man mit dieser nach wie vor bestehenden Macht macht.
Bei den Grünen ist das Gewicht der Landwirtschaft in der Partei durchaus ähnlich, freilich aber in einem ganz anderen Umfeld, mit dem ein Großteil der Bauern wenig anfangen kann und sich wenig geschätzt und mitunter sogar bedroht fühlt. Aber die Bauern wissen, wie sie dort dran sind. Die Linie der Grünen in der Landwirtschaft kann man schätzen oder man kann sie ablehnen und fürchten.
Die Frage, woran die Bauern sind, stellt sich bei den anderen Parteien gleich gar nicht. In der FP, die sich bei Bedarf das Bauernjopperl überzieht, wenn es um Stimmen geht, haben die Bauern, wiewohl nicht wenige von ihnen bei dieser Partei ihr Kreuzerl machen, allem Anschein nach nicht viel zu sagen. Der Umgang mit dem Glyphosatverbot zeigte das. In der SP ist es nicht anders. Dort hält man sich zwar immer noch eine Bauernorganisation, lebt aber ein sehr distanziertes und mitunter gar verlogenes Verhältnis zur Landwirtschaft, das nicht einschätzbar ist. Bei den Neos ist das, auch wenn es eine eigene Agrarsprecherin gibt, kaum anders. Und auch nicht bei der Liste Jetzt. Dort kandidiert bekanntermaßen ein gewisser Herr Balluch, der Gottseibeiuns der heimischen Tierhalter.
Mit der Landwirtschaft setzen sich diese Parteien kaum auseinander. Und schon gar nicht mit den Bauern und ihren Bedürfnissen.
Dabei gäbe es ein so breites Feld und so viele Möglichkeiten. Aber dafür müsste man die Landwirtschaft und die Bauern ernst nehmen – und in ihnen nicht nur Stimmvieh bei Wahlen sehen.