GMEINER MEINT

Foto: Daniela Koeppl

Wie es ganz sicher auch nicht geht

Wenn die Führungsriege einer
Landes-Landwirtschaftskammer zu einer Bezirksbauernversammlung lädt, um „das direkte Gespräch“ zu suchen, wie es in der Einladung heißt, und von gut 1.000 Geladenen, wie unlängst im Oberösterreichischen, nur 40 kommen, dann hat die Landwirtschaftskammer ein Problem. Das jedenfalls ist die gängige Einschätzung und sie ist wohl auch nicht ganz falsch, ist doch das ein klares Zeichen dafür, das sich die Kammer schwertut, die Bauern zu erreichen. Darüber muss man reden. Fraglos.
Wenn nur 40 Bäuerinnen und Bauern zu einer Veranstaltung in dieses Kalibers kommen, dann heißt das aber auch, dass gerade einmal ein Bruchteil der Bauernvertreter aus den Ortsbauernausschüssen und der Bezirksbauernkammer es der Mühe wert gefunden haben, ihre Einschätzungen und Wünsche gegenüber der Kammerführung zu artikulieren. Dann ist das Amtsverständnis dieser Leute zu hinterfragen und wie sie es mit der Vertretung der Interessen der Bauern halten, die sie gewählt haben.
Wenn keiner hingeht, sollte man freilich auch über das Verhalten der Bauern reden. Man kann verstehen, dass viele von ihnen unzufrieden sind und mit dem Gefühl kämpfen, ohnehin kaum gehört oder gar ernst genommen zu werden. Man muss aber freilich auch darüber reden, ob das nicht weniger eine Erklärung dafür ist, dass man nicht zu so einer Veranstaltung geht, sondern doch sehr viel eher eine Ausrede.
Letzteres passt wohl besser zum Denken und Verhalten vieler Bauern. Denn die lassen sich – nicht nur im Oberösterreichischen – oft viel zu gerne zurück, als ginge sie alles nichts an, und schieben lieber die Verantwortung auf andere. Wenn es um das Fortkommen ihres Betriebes geht, im Geschäft also, ist das so, aber auch in der öffentlichen Diskussion, wenn es um Bauernthemen geht, und wenn es um Politik oder Standesvertretung geht sowieso.
Zu letzteren wird auf den Höfen ohnehin ein eigentümliches Verhältnis gepflegt, ein nachgerade herrschaftliches – man lässt sich vertreten. Man fordert und lehnt sich zurück. Und gemault wird darüber bevorzugterweise am Stammtisch. Genährt scheint dieses Verhalten aus der Überzeugung, dass es doch die Bauern sind, die die Bevölkerung ernähren und dass sich die Vertreter ja haben wählen lassen und oft auch noch Geld verdienen damit.
Freilich ist heute das Umfeld ein anderes, als es früher war. Der Zusammenhalt hat sich verändert, die Bauernschaft ist für sie oft keine Heimat mehr, die berufliche Belastung ist eine andere und damit die Bereitschaft sich zu engagieren geringer geworden. Alarmierend ist diese Entwicklung allemal. Zumal in einer Zeit, in der es für die Landwirtschaft immer schwieriger wird, sich in der Gesellschaft zu behaupten und auch zu artikulieren.
Eine Lösung zu finden und Kommunikationsformen, die allen gerecht werden, ist schwierig. Da ist die Standesvertretung und auch die Agrarpolitik gefordert. Gefordert sind aber auch die Bauernvertreter auf Ortsebene und die Bauern selbst. Unbehagen oder Distanz dadurch auszudrücken, Veranstaltungen wie der eingangs erwähnten die kalte Schulter zu zeigen und nicht hinzugehen, ist jedenfalls keine Lösung, die Zukunft haben sollte.